Untätige Ministerin
Der Appell klingt zunächst mal ganz normal: Aufpassen im Supermarkt! Sonst werden Sie über den Tisch gezogen. Andersherum: Der Kunde ist selber schuld, wenn er arglos zu seinem gewohnten Waschpulver, Schokoriegel oder Shampoo greift. Denn die Tricks der Industrie sind ganz legal.
Eigentlich haben wir so aber nicht gewettet. Wir leben in einem Land, in dem man gelernt hat, sich auf Normen zu verlassen. Eine Halbe ist eine Halbe und nicht Nullkommavier. Wenn also die Hersteller von Duschbad oder Baby-Gläschen einfach die Mengen reduzieren können, ohne darauf hinweisen zu müssen, dann liegt etwas im Argen. So ist es seit Jahren.
Nur: die Warnungen vor diesen Tricks kommen nicht etwa aus dem Ministerium, das den Verbraucherschutz im Namen trägt. Es sind die Verbraucherzentralen, die auf solche Missstände hinweisen müssen, weil das Ministerium untätig bleibt.
Das Schweigen der zuständigen Ministerin hat seine Gründe. Immer wieder, ob bei Lebensmittelskandalen oder Produkttäuschungen, wird der Konstruktionsfehler dieses Ministeriums deutlich. Im Haus von Ilse Aigner sollen Interessen vertreten werden, die widersprüchlicher nicht sein könnten.
Sie vertritt einerseits Nahrungsmittelkonzerne, die zum Beispiel Kaffee durch Fette ersetzen. Andererseits müsste sie genau vor diesen Praktiken warnen. Also schweigt sie still – und lässt die Kunden sträflich allein.
- Themen:
- Ilse Aigner