Unsichtbares Gift schlummert in vielen Wärmepumpen - doch es gibt eine gute Alternative

Die Kühlflüssigkeit der Wärmepumpen enthält oft krebserregende Gase. Zwar gibt es längst Alternativen – doch die Hersteller zieren sich.
von  Tobias Lill
Manche Wärmepumpen funktionieren mit Propangas als Kühlungsmittel, andere setzten auf PFAS (Symbolbild).
Manche Wärmepumpen funktionieren mit Propangas als Kühlungsmittel, andere setzten auf PFAS (Symbolbild). © picture-alliance/ obs

Wer eine Wärmepumpe kauft, ahnt oft nicht, was sich genau in den Geräten verbirgt. Doch in vielen Pumpen schlummert ein unsichtbares Gift. Zentral für das Funktionieren von Wärmepumpen sind Kältemittel. Diese chemischen Substanzen beinhalten jedoch oft sogenannte F-Gase.

Diese künstlichen Gase gehören zur Stoffgruppe der Per- und Polyfluoralkysubstanzen (PFAS). Gelangen sie in die Umwelt, kann dies für Mensch und Natur fatale Folgen haben.

Gase aus der Wärmepumpe können im Grundwasser landen

Forscher bringen PFAS unter anderem mit einem erhöhten Krebsrisiko, Diabetes und einer verminderten Fruchtbarkeit in Verbindung. Zwar befinden sich die Kältemittel in den Wärmepumpen, es kann jedoch beim Betrieb der Geräte zu deren Austritt kommen. Zudem werden größere Mengen bei der Entsorgung der Geräte freigesetzt.

"Treten F-Gase aus den Wärmepumpen aus, gehen deren Abbauprodukte oft mit dem Regen in die Böden und landen irgendwann im Grundwasser”, sagt Michael Kauffeld, Professor für Kältetechnik an der Hochschule Karlsruhe, der AZ.

EU will PFAS verbieten lassen: Wärmepumpen mit Propangas die Alternative

Ein Riesenproblem aus Sicht des Experten: Es dauere mitunter Tausende Jahre bis eines der Hauptabbauprodukte, die Trifluoressigsäure (TFA), im Wasser abgebaut würden. F-Gase wie HFKW oder HFO beziehungsweise deren Abbauprodukte TFA werden deshalb oft als "Ewigkeitschemikalien" bezeichnet. Lange Zeit seien PFAS eingesetzt worden, "damit das Kältemittel der Wärmepumpen weder akut giftig noch brennbar ist”, weiß Kauffeld. Allerdings gibt es längst weit unbedenklichere Alternativen.

Dennoch und obwohl Experten PFAS für so gefährlich halten, dass die EU diese verbieten will, enthalten auch viele neu verkaufte Wärmepumpen Kühlmittel mit F-Gasen. "Dabei gibt es mit Propangas eine sehr gute Alternative”, sagt Kauffeld. Hersteller, die noch immer auf F-Gase setzen, führen zwar mitunter die hohe Entflammbarkeit von Propangas ins Feld.

Wärmepumpen-Hersteller gefordert: "China und Indien haben das auch geschafft"

Doch Kauffeld und anderen Experten zufolge lässt sich die Wärmepumpe im Garten schon länger sicher mit Propangas betreiben. "Auch bei der Anwendung im Haus selbst gibt es mittlerweile gute Lösungen wie spezielle Lüftungen oder eine geringere Propan-Befüllung”, so Kauffeld.

Dass viele Wärmepumpenhersteller noch immer auf F-Gase setzen, kann Kauffeld nicht nachvollziehen: "Zwar ist es für die Firmen eine Herausforderung, die Produktionsanlagen anzupassen. Aber China und Indien haben das auch geschafft.”

"Auslaufmodell": Das sagen Wärmepumpen-Experten

Fakt ist: Dem Bundesverband Wärmepumpe (BWP) zufolge lag der Anteil der Wärmepumpen, die Propan als Kühlmittel verwenden, 2021 bei etwa 15 Prozent. Für das Jahr 2022 geht der Verband nach eigenen Angaben bereits von einem Anteil von 25 bis 30 Prozent aus. "Da zu Jahresbeginn eine Förderung für die Verwendung natürlicher Kältemittel eingeführt wurde, dürfte der Anteil in diesem Jahr weiter steigen”, sagt ein Verbandssprecher der AZ.

Er verweist darauf, dass Menschen PFAS in vielfältiger Weise ausgesetzt seien. "Dabei spielt das Kältemittel in Wärmepumpen eine untergeordnete Rolle, weil es sich in einem hermetisch geschlossenen Kreislauf befindet.” Der Sprecher betont, die Branche treibe die Umstellung auf Propan voran.

Experten raten, Kunden bei der Wahl der Wärmepumpe genau zu schauen – auch um den Geldbeutel zu schonen. "Wenn jemand die Umwelt schützen will und in einigen Jahren unnötige Entsorgungskosten sparen will, sollte er unbedingt auf Propangas setzen”, sagt der Energieberater Theodor Belting der AZ. Für den Oberhausener Professor für Energietechnik ist klar: "PFAS in Kühlmitteln von Wärmepumpen sind ein Auslaufmodell.”

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