Unionsklausur: Scheinfrieden

Torsten Henke, der AZ-Korrespondent über die Potsdamer Unionsklausur.
von  az
AZ-Kommentar zur Potsdamer Unionsklausur.
AZ-Kommentar zur Potsdamer Unionsklausur.

Nur wer sich seiner Vergangenheit bewusst ist, kann eine bessere Zukunft gestalten. Sätze wie diese sagt Bundeskanzlerin Angela Merkel häufig, wenn wieder an einem Gedenktag an die düstere deutsche Geschichte erinnert wird. Wenn es um die eigene Union geht, scheint die CDU-Chefin das jedoch völlig anders zu sehen. In nur wenigen Stunden wurde der lähmende, nervende, ärgerliche Streit zwischen den Schwesterparteien abgehakt.

Indem man ihn einfach ignorierte. Flüchtlingsobergrenzen? Keine Rede mehr davon. Zukunftsthemen standen auf dem Programm. Der Blick nach vorn, nicht der zurück. Neue Harmonie und Einigkeit statt Gezänk und Geplärre, Drohungen und Attacken auf Bundeskanzlerin Angela Merkel.

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So ganz überzeugend war das Schauspiel allerdings nicht, das Merkel und CSU- Chef Horst Seehofer, bei ihrem gemeinsamen Auftritt aufgeführt haben. Es hat weniger mit gegenseitigem Respekt und Verständnis zu tun, dass die beiden Parteichefs nun die große Versöhnung ausgerufen haben, sondern vor allem mit politischem Pragmatismus.

Seehofer hat eingesehen, dass er mit seinem Konfrontationskurs der eigenen Sache mehr schadet, als nutzt, dass er seine Position schwächt und damit nicht zuletzt der AfD in die Hände spielt, die seine absolute Mehrheit in Bayern bedroht – und seinem Rivalen Markus Söder.

Überdies ist mit dem Brexit ein weiteres Mega-Thema hinzugekommen, das maximale Aufmerksamkeit und größtes politisches Geschick erfordert. Für kleinlichen Streit ist jetzt gerade keine Zeit.

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