Union und SPD setzen auf schärfere Migrationspolitik

Zentrale Einrichtungen, enge Grenzen beim Familiennachzug, neue sichere Herkunftsstaaten: Union und SPD wollen die Zügel in der Migrationspolitik anziehen, wie aus einem Ergebnispapier der beiden Sondierungsteams hervorgeht.
dpa |
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Berlin - Die Spitzen von Union und SPD haben sich in ihren Gesprächen über eine neue große Koalition auf einen schärferen Kurs in der Flüchtlingspolitik geeinigt.

Der Zuzug von Flüchtlingen soll die Zahl von 180.000 bis 220.000 pro Jahr nicht überschreiten, wie es in dem 28-seitigen Ergebnispapier heißt, das die SPD auf ihrer Homepage veröffentlichte. Zudem sollen Asylverfahren künftig in "zentralen Aufnahme-, Entscheidungs- und Rückführungseinrichtungen" stattfinden. Pro Asyl kritisierte die Vorhaben in der Flüchtlingspolitik als "menschenrechtsschädigend".

Der monatelang höchst umstrittene Familiennachzug für Flüchtlinge mit eingeschränktem Schutzstatus soll eng begrenzt werden. In einer Neuregelung soll er auf 1.000 Menschen pro Monat gedeckelt werden. Familiennachzug wird laut dem Papier nur gewährt, wenn es sich um Ehen handelt, die vor der Flucht geschlossen worden sind, keine schweren Straftaten begangen wurden, es sich nicht um Gefährder handelt und eine Ausreise kurzfristig nicht zu erwarten ist.

Algerien, Marokko und Tunesien sollen als sichere Herkunftsstaaten eingestuft werden

In den geplanten zentralen Entscheidungseinrichtungen sollen "Ankunft, Entscheidung, kommunale Verteilung beziehungsweise Rückführung" stattfinden, heißt es in dem Papier. "Wir streben an, nur diejenigen auf die Kommunen zu verteilen, bei denen eine positive Bleibeprognose besteht. Alle anderen sollen, wenn in angemessener Zeit möglich, aus diesen Einrichtungen in ihre Heimatländer zurückgeführt werden."

Zum Zweck der Verfahrensbeschleunigung sollen dem Papier zufolge Algerien, Marokko und Tunesien sowie weitere Staaten mit einer regelmäßigen Asyl-Anerkennungsquote unter fünf Prozent zu sogenannten sicheren Herkunftsstaaten bestimmt werden. Ein Staat stuft Länder als sichere Herkunftsländer ein, um Asylbewerber von dort einfacher in ihre Heimat zurückschicken zu können. In Deutschland stehen bislang acht Staaten auf dieser Liste.

Die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl bewertete die Ergebnisse als "menschlich bedrückend und menschenrechtsschädigend". "Das ist ein Sieg der Hardliner über Humanität und Menschenrechte", erklärte die Organisation.

Grundrecht auf Asyl wird nicht angetastet

Des Weiteren vereinbarten SPD und Union, den Teil der Migration, "den wir steuern können", primär an den volkswirtschaftlichen Interessen Deutschlands zu orientieren. "Wir wollen ein modernes, in sich konsistentes Migrationsrecht schaffen." Alle Migrationsfragen sollen dem Papier zufolge analog zum Sozialgesetzbuch "grundlegend und einheitlich" kodifiziert werden: "Als ersten Teil dieses Gesetzbuches regeln wir die Fachkräfteeinwanderung."

Das Grundrecht auf Asyl soll nicht angetastet werden. "Wir bekennen uns strikt zum Recht auf Asyl und zum Grundwertekatalog im Grundgesetz, zur Genfer Flüchtlingskonvention, zu den aus dem Recht der EU resultierenden Verpflichtungen zur Bearbeitung jedes Asylantrags sowie zur UN-Kinderrechtskonvention", heißt es in dem Papier.

Nach mehr als 24-stündigen Sondierungen hatten sich die drei Vorsitzenden von Union und SPD, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Horst Seehofer und Martin Schulz darauf geeinigt, ihren Parteien die Aufnahme von offiziellen Koalitionsverhandlungen zu empfehlen.

Lesen Sie auch: Schulz - SPD-Spitze empfiehlt Koalitionsverhandlungen mit Union Berlin

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