Union: Die Länderfürsten mucken auf

BERLIN - Jeder gegen jeden scheint die neue Devise der Union zu sein: Koch gegen Merkel gegen Mappus gegen Röttgen. Das Rennen um die schärfste Attacke ist eröffnet.
Es brodelt in der Union: Immer mehr Ministerpräsidenten der Union nehmen immer weniger Rücksicht auf Bundeskanzlerin Angela Merkel – manche greifen sie an, manche ihre Minister, andere die Länder-Kollegen.
Erst kam der Hesse Roland Koch mit seiner Steuererhöhung sowie seinem Sparappell an der Bildung aus der Deckung. Neben weiteren kleinen Scharmützeln ist nun der Atom-Streit die neueste Bühne: Der baden-württembergische Ministerpräsident Stefan Mappus hatte Merkels Umweltminister Norbert Röttgen zum Rücktritt aufgefordert, weil der den Plan in Frage gestellt hatte, die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke ohne Bundesrat zu beschließen.
Das sorgte gestern unions-intern für heftige Debatten. Saar-Ministerpräsident Peter Müller widersprach Mappus und schloss sich Röttgens Auffassung, die Länderkammern mitstimmen zu lassen, ausdrücklich an. Dagegen stellte sich Bayern hinter Baden-Württemberg. Ministerpräsident Seehofer schloss sich zwar der Rücktrittsforderung nach an, gab aber Mappus ausdrücklich recht.
Und CSU-General Alexander Dobrindt sagte launig auf die Frage, warum Bayern im Wettlauf um die schärfste Unions-Attacke auf Merkel so weit hinten liege: „Es laufen ja zwei Rennen parallel. Beim Rennen ,Beschimpfung der FDP’ sind wir ganz vorne.“