Unicef-Skandal ruft US-Zentrale auf den Plan
Um weiteren Imageschaden zu verhindern und das Vertrauen in die Organisation zu stärken, greift jetzt die Zentrale des UN-Kinderhilfswerks ein. Ein hochrangiger Manager aus New York soll nach dem Rechten sehen.
In die Krise der deutschen Unicef-Sektion hat sich jetzt die Zentrale des Kinderhilfswerks in New York eingeschaltet. Ein hochrangiger Vertreter vom Hauptsitz werde in der kommenden Woche nach Deutschland reisen, sagte Sprecher Geoffrey Keele. Philip O'Brien, Leiter der Abteilung private Spenden und Partnerschaften, wolle sich in aller Ausführlichkeit mit den Anschuldigungen beschäftigen.
«Unicef ist sehr besorgt über die Auswirkungen der Affäre auf das Vertrauen der deutschen Öffentlichkeit», sagte Keele. Die deutsche Sektion sei immer eine sehr starke Stütze für die Arbeit des Kinderhilfswerks gewesen. Deshalb sei es wichtig, eine neue Vertrauensbasis herzustellen. Die deutsche Unicef-Spitze konnte die Kritik an ihrem Umgang mit Spenden unterdessen nicht eindämmen. Erstmals äußerte sich Schirmherrin Eva Luise Köhler: «Das gegenwärtige Erscheinungsbild des Deutschen Komitees für Unicef erfüllt mich mit Sorge», sagte die Ehefrau des Bundespräsidenten am Donnerstag. Scharfe Kritik kam von Unicef-Botschafter Joachim Fuchsberger. Er habe zu den Vorwürfen bisher nur eine allgemeine Absichtserklärung von Unicef bekommen: «Das ist unpersönlich und unbefriedigend für mich, da keinerlei Bezug zur aktuellen Lage zu finden ist», sagte der Schauspieler den «Lübecker Nachrichten». Er bleibe dabei, dass die Verantwortlichen bei Unicef «für die unseligen Vorgänge keineswegs entlastet sind».
Druck von Großspendern
Druck auf Unicef übten zudem einige Großspender aus, darunter das Rabatt-Unternehmen Payback, das seinen Mitgliedern notfalls eine andere Organisation für ihre Punktespenden anbieten wollte. Auch der Konzern Procter und Gamble, der auf Babywindeln für die Spendenorganisation geworben hatte, denkt nach einem Bericht des Berliner «Tagesspiegels» über die weitere Zusammenarbeit nach. Das bischöfliche Hilfswerk Adveniat warnte unterdessen vor einer isolierten Betrachtung der Werbe- und Verwaltungskosten. «Es gibt gute Gründe, wieso manche Hilfswerke höhere Nebenkosten haben als andere», sagte der Abteilungsleiter Öffentlichkeitsarbeit bei Adveniat, Christian Frevel. Bei Unicef liege der Verwaltungs- und Werbungskostenanteil bei 18 Prozent, bei Adveniat dagegen bei 6,2 Prozent. Unicef sei allerdings anders als Adveniat auch in Krisenregionen nach Katastrophen tätig. Das erfordere eine teure Lagerhaltung zum Beispiel mit Zelten und Bedarf für den Notfall.
Von mehreren Experten wurde die Zahlung von Spendenprovisionen bei der Organisation kritisiert. Unicef-Sprecher Rudi Tarneden stellte klar, dass eine solche Provisionspraxis bei dem Kinderhilfswerk auch nicht gängig sei. Bislang habe man in drei Fällen Provisionen gezahlt. «Das waren drei große Projekte, bei denen wir uns gegen das finanzielle Risiko absichern mussten», sagte er. (nz/dpa)
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