Unicef-Chef weist Vorwürfe zurück

Der neue Unicef-Vorsitzende Schlagintweit nimmt den umstrittenen Deutschland-Chef des Hilfswerks, Garlichs, in Schutz. Kritiker fordern unterdessen eine radikale Reform der Kinderhilfsorganisation.
Im Konflikt bei der deutschen Unicef hat der neue Vorsitzende Reinhard Schlagintweit den umstrittenen Geschäftsführer Dietrich Garlichs verteidigt. Zwar habe es Ordnungswidrigkeiten bei dem Kinderhilfswerk gegeben, weil Garlichs beim Abschluss von Verträgen «etwas großzügig» und «unbekümmert» gewesen sei, räumte der Nachfolger von Heide Simonis am Montag im NDR ein. Gründe für einen Rücktritt des Geschäftsführers sehe er allerdings nicht.
«Ich sehe nicht den allergeringsten Grund», sagte der neue Vorsitzende der Unicef. «Sonst ist dem Mann nichts vorzuwerfen.» Es sei kein Schaden entstanden und auch nichts verschwendet worden. Viele der Vorwürfe seien unberechtigt. Nun müsse das Kinderhilfswerk seine Arbeit «verbessert weitermachen wie bisher», sagte Schlagintweit. Dabei müssten innere Strukturen überprüft und der Rechnungsweg transparenter gemacht werden. Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt wegen eines Anfangsverdachts der Untreue gegen Garlichs. Schlagintweits Vorgängerin Heide Simonis war am Wochenende nach zweijähriger Amtszeit zurückgetreten. Nach einem Krisentreffen der Hilfsorganisation in Frankfurt am Main warf sie dem Vorstand Regelverstöße vor. Sie sagte der «Frankfurter Rundschau», ein Prüfbericht habe Verstöße gegen Unterschriftenregeln, das Vier-Augen-Prinzip und die Schriftform von Verträgen ergeben. «Es gab keine Verträge und somit ist es nicht nachvollziehbar», zitierte das Blatt Simonis. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG unterstellte nach einem Bericht der «Frankfurt Rundschau» Unicef, einen Prüfbericht nicht wahrheitsgemäß wiedergegeben haben.
Neudeck kritisiert Unicef-Führung
Nach Ansicht des Cap-Anamur-Gründers Rupert Neudeck muss die Organisation jedoch grundlegend reformiert werden. «Ich habe immer gesagt, dass sich die großen UN-Organisationen radikal reformieren und wieder Beziehungen zu den Ärmsten der Armen knüpfen müssen», sagte er der «Neuen Presse» aus Hannover. «Das schafft man nicht, indem man höchstbezahlte Funktionäre hat, die in den Hauptstädten der Welt oft mit Diplomatenrechten herumfahren.» Die Unicef sei eine wichtige Organisation, die die Welt brauche, wurde Neudeck zitiert. Aber das System müsse sich radikal ändern. Entscheidend sei der pflegliche Umgang mit Geld. Den «Stuttgarter Nachrichten» sagte Neudeck überdies: «Der Rücktritt von Heide Simonis ist nur die Fortschreibung des chaotischen Zustands bei der Unicef. Die Führung weiß offenkundig nicht, wie die Basis denkt.» (nz)