Unicef-Chef räumt Schlampereien ein
Eine Organisation wie Unicef müsse sich durch Transparenz und Offenheit auszeichnen, fordern prominente Unterstützer des Kinderhilfswerks. Dessen Deutschland-Chef räumte derweil Fehler ein.
Der umstrittene Unicef-Chef Dietrich Garlichs hat erstmals Fehler im Management des deutschen Ablegers der UN-Hilfsorganisation zugegeben. «Es gibt auf betrieblicher Ebene, was unsere selbst auferlegten Regeln angeht, Schlampereien. Das sind Schlampereien, die wir abstellen müssen. Diese Kritik nehme ich gern an», sagte er der Zeitung «Die Welt». Es habe aber keine rechtlichen Verstöße gegeben.
«Heute weiß ich, dass die Beauftragung eines Beraters nicht von der Organisation mitgetragen wird», sagte Garlichs. «Es war ein schwerer psychologischer Fehler. Das habe ich falsch eingeschätzt.» Kritik äußerte er indes an der zurückgetretenen Vorsitzenden Heide Simonis. Sie habe die Vorwürfe schon lange gekannt, aber erst Monate später nach Medienberichten plötzlich Klärungsbedarf gesehen. «Es ist zumindest widersprüchlich, wenn Frau Simonis nun Kritik äußert», so Garlichs.
Angesichts der schwelenden Vertrauenskrise haben prominente Unterstützer der Organisation scharfe Kritik geübt und mehr Transparenz gefordert. «Wir müssen im Glashaus sitzen», sagte die Fernsehjournalistin und Unicef-Botschafterin Sabine Christiansen am Mittwoch im ARD- «Morgenmagazin». Strukturveränderungen bei der Organisation müssten allerdings Priorität vor personellen Konsequenzen haben. Untreuevorwürfe gegen die deutsche Geschäftsführung halte Christiansen zwar für unberechtigt, es seien aber Schlampereien passiert. «Da gibt es überhaupt nichts zu beschönigen.» Zugleich warnte sie mit Blick auf abnehmende Spenderzahlen davor, «den Kopf in den Sand zu stecken». Der Vorstand der deutschen Unicef-Sektion will am heutigen Mittwoch in Berlin gemeinsam mit Christiansen zu den Vorwürfen gegen das Kinderhilfswerk Stellung nehmen.
«Düstere Kräfte»
Der neue Unicef-Vorsitzende Reinhard Schlagintweit schrieb in einem Brief an die Arbeitsgruppen, die Honorare seien angemessen gewesen und hätten der Organisation letzten Endes höhere Ausgaben erspart. «Die letzten zweieinhalb Monate waren ein Alptraum», ergänzte er. «Man hatte das Gefühl, es mit ungreifbaren, düsteren Kräften zu tun zu haben.» Der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg sagte in Berlin, der besondere Ruf als Hilfsorganisation dürfe keinen Schaden nehmen: «Für all die Projekte, die Unicef leistet und wofür es viele Spenden gibt und nachhaltige Unterstützung, ist es wichtig, dass dieser Ruf untadelig und unbeschädigt ist.» Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe die Diskussion «sehr genau verfolgt».
«Dunkle Kassen»
Unicef-Repräsentant und ZDF-Moderator Steffen Seibert forderte, die Organisation solle künftig transparenter darlegen, wie das Geld zum Wohle der Kinder ausgegeben werde. «Es gab Verfahrensweisen, die nicht professionell sind in einer Organisation dieser Größe. Diese Dinge stehen im Raum und müssen dringend geklärt werden», sagte er der dpa in Berlin. Die Vorwürfe wegen «Bereicherung, dunklen Kassen, dubiosen Zahlungen oder Verschwendungen» seien aber unberechtigt. Am Dienstag hatten Bundesregierung und Unicef-Europazentrale den Druck auf die deutsche Organisation erhöht. Unicef-Repräsentant Oliver Bierhoff forderte in der «Bild»- Zeitung professionelle Führung. «Die aktuelle Krise ist ärgerlich! Wir brauchen jetzt mehr Offenheit, was die internen Vorgänge angeht», sagte der Manager der Fußball-Nationalmannschaft. Der frühere Fußball-Nationaltorhüter Toni Schumacher, der sich ebenfalls für Unicef engagiert, verlangte in der Zeitung den Rücktritt der Verantwortlichen. (nz/dpa)