Und nun: Wer mit wem?

MÜNCHEN - Die FDP gehört zu den großen Wahlgewinnern und ist auf dem Sprung an die Macht: Die Liberalen nennen ihren Preis und ihre Kandidaten. Dabei gibt es zwischen CSU und FDP etliche Streitpunkte: Krachen wird es beim Rauchverbot und bei der Online-Durchsuchung.
Es ist diese kleine Szene im Studio der ARD, die zeigt, wie es in Bayern weitergeht. Franz Maget und Sepp Daxenberger warten auf ihren Auftritt, als FDP-Spitzenkandidat Martin Zeil hinzukommt. Doch der zeigt den Rot-Grünen die kalte Schulter und dreht ihnen den Rücken zu. Da kommt Günther Beckstein herein, der schnurstracks auf Zeil zugeht und ihn am Arm täschelt. Zeil strahlt.
Ein Bild fürs Kabinett, denn Zeil hatte sich schon im gesamten Wahlkampf als Wirtschaftsminister in einer Koalition mit der FDP beworben.
Schon nachmittags in der Staatskanzlei haben Huber und Beckstein beraten, mit wem sie jetzt sprechen werden. Huber: „Mit der FDP, den Freien Wählern und der SPD.“
Erste Wahl aber sind eindeutig die Liberalen – als Testlauf für eine bürgerliche Koalition 2009 nach der Bundestagswahl. Innenminister Joachim Herrmann, der Bayerns nächster Ministerpräsident werden könnte: „Das ist unsere erste Priorität.“ Dabei hat gerade er unüberwindbare Differenzen mit der FDP: Und das ist die bayerische Sicherheitspolitik. Seine Online-Durchsuchung ist für die FDP untragbar. Die AZ stellt Ministerkandidaten und Themen einer schwarz-gelben Koalition vor.
Die Minister:
Wirtschaftsminister und Vize-Ministerpräsident wird Zeil, als Justizministerin stünde eine erfahrene FDP-Politikerin bereit: Landeschefin und Ex-Bundesjustizministerin Sabine Leutheuesser-Schnarrenberger. Auch ein drittes Ressort werden die Liberalen wohl fordern.
Die Themen:
Die FDP fordert von der CSU, das Rauchverbot in Wirtschaften wieder aufzuheben und Rauchen in Nebenzimmern zuzulassen, die geplante Erbschaftssteuerreform und den Gesundheitsfonds im Bund zu stoppen. Auch für Bayern haben die Liberalen Ziele: „Wir fordern Lehrer und mehr Polizisten“, sagt Leutheusser-Schnarrenberger zur AZ. Bei der Inneren Sicherheit dürfte es krachen. Die FDP ist strikt gegen die Online-Durchsuchung.
Aber auch die Freien Wähler wollen zur CSU ins Bett steigen. Doch da ziehen die Schwarzen nicht. Sogar die SPD macht sich Hoffnung – auf eine große Koalition. Bayern-Vize Florian Pronold signalisiert schon Bereitschaft.
Grünen-Fraktionschef Sepp Dürr, der am Wahlabend wie Superman durch die Gänge rauscht und wie ein Fußballer an der Eckfahne den Erfolg der Grünen feiert, träumt aber noch laut von einer Mehrheit neben der CSU. Von der Viererkoalition. „Wir packen’s.“ Am Mittwoch führen er und SPD-Fraktionschef Maget erste Gespräche. Hubert Aiwanger von den Freien Wählern hält sich alle Variationen offen. Dürr: „Und auch die FDP bröckelt schon.“
Volker ter Haseborg