Umfrage: Volksparteien schwach wie nie zuvor

Köln/Berlin (dpa) - Union und SPD sind laut ARD- Deutschlandtrend so schwach wie nie zuvor - die Partei Die Linke ist dagegen stark im Kommen.
Die SPD sackt nach der Erhebung von Infratest dimap im Auftrag der ARD-«Tagesthemen» auf ihren schlechtesten Wert im «Deutschlandtrend» seit September 2004, die Linke erreicht ihren besten Wert überhaupt. SPD-Chef Kurt Beck landet auf der Beliebtheitsskala erstmals hinter Linke-Parteichef Oskar Lafontaine, teilte die ARD am Donnerstag mit. Die Zufriedenheit mit der großen Koalition ist so niedrig wie seit Januar 2007 nicht mehr.
In der Sonntagsfrage büßt die SPD bundesweit im Vergleich zum Vormonat 3 Punkte ein und erreicht nur noch 24 Prozent der Stimmen. Die Union verliert ebenfalls 3 Punkte und kommt auf 34 Prozent. Die kleinen Parteien können hingegen zulegen: die Linke erreicht 14 Prozent (plus 2 Punkte), die FDP 13 Prozent (plus 3 Punkte), die Grünen kommen auf 12 Prozent (plus 2).
Union und SPD müssen starke Kompetenzverluste hinnehmen, die Oppositionsparteien können dabei zulegen. Die Linke steigert sich auf dem Gebiet der sozialen Gerechtigkeit auf 13 Prozent (plus 5 Punkte im Vergleich zum Januar 2008). Die SPD verliert auf diesem Gebiet 9 Punkte und kommt auf 34 Prozent, die Union auf 17 Prozent (minus 4). Die FDP kann bei der Steuerpolitik besonders stark punkten und liegt nach den Angaben nun bei diesem Thema knapp hinter der Union und vor der SPD. Die Grünen punkten auf dem Gebiet der Klimapolitik.
Nur 17 Prozent der Bundesbürger haben großes oder sehr großes Vertrauen in die politischen Parteien, 82 Prozent haben kein oder nur wenig Vertrauen. 81 Prozent vertrauen auch den Großunternehmen wenig oder gar nicht, die Gewerkschaften kommen immerhin auf 32 Prozent Zuspruch (66 Prozent kein oder nur wenig Vertrauen).
Nur noch 27 Prozent der Bundesbürger sind mit der Arbeit der Bundesregierung zufrieden (minus 7 im Vergleich zum Vormonat), 72 Prozent sind nicht zufrieden (plus 7). Dennoch sind zwei Drittel (65 Prozent) dafür, dass die große Koalition bis zur Bundestagswahl im nächsten Jahr fortgeführt wird. 32 Prozent sind dafür, den Bundestag aufzulösen und damit eine vorzeitige Neuwahl zu ermöglichen.
Bei der Frage nach der Politikerzufriedenheit schneidet SPD-Chef Beck schlechter ab als alle anderen abgefragten Spitzenpolitiker. Nur noch 21 Prozent der Bundesbürger sind mit seiner Arbeit zufrieden (minus 2 im Vergleich zum Vormonat). Lafontaine erreicht 22 Prozent Zustimmung (plus 2). Die Liste der beliebtesten Parteipolitiker führt im Juni mit 73 Prozent (plus 7) Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) an und löst Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ab, die mit 71 Prozent (plus 3) auf Platz zwei folgt. Den größten Zuwachs an Zustimmung erhält FDP-Chef Guido Westerwelle (plus 14 Punkte auf 51 Prozent), der Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) auf Platz vier folgt.
38 Prozent sind der Auffassung, dass Steinmeier der beste Kanzlerkandidat für die SPD bei der nächsten Bundestagswahl wäre, 17 Prozent halten Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit für den besten SPD-Kandidaten, 14 Prozent denken dies über Steinbrück und nur 7 Prozent über Beck.
Datenbasis: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren - 1000 Befragte vom 2. bis 3. Juni, Sonntagsfrage: 1500 Befragte von 2. bis 4. Juni. Fehlertoleranz: 1,4 (bei einem Anteilswert von 5 Prozent) bis 3,1 Prozentpunkte (bei einem Anteilswert von 50 Prozent.