Um „mehrere zehn Milliarden Euro“ bitten: Die irische Schmach

DUBLIN - Irland kann sich nicht mehr selbst retten: 160 Millionen Euro Schulden, 32 Prozent Staatsdefizit. Finanzminister Brian Lenihan will jetzt doch Kredite von der EU und dem IWF annehmen.
Geisterstädte mit Bauruinen, über 13 Prozent Arbeitslosigkeit, geschlossene Rollläden in Läden – trotz der desolaten Finanzlage Irlands lehnen viele Iren bislang finanzielle Hilfe von außen ab. Jetzt bröckelt die Abwehr. Finanzminister Brian Lenihan empfiehlt seiner Regierung, sich doch in die Hände des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der EU zu begeben, und um „mehrere zehn Milliarden Euro“ zu bitten.
Mit beispiellos niedrigen Unternehmenssteuern lockte Irland seit den 1980er Jahren Firmen an. Jetzt, da als Spätfolge dieser Politik dem Land das Wasser bis zum Hals steht, drehen die EU-Länder den Spieß um: Wenn Irland finanzielle Hilfen aus Brüssel annimmt, muss es sein Steuerdumping aufgeben und die Körperschaftssteuer 12,5 Prozent auf Europa-Niveau anheben. Deswegen, und wegen des Gesichtsverlustes für die patriotischen Iren, zögerte die Regierung bislang, ausländische Hilfe anzunehmen. Doch die Haushaltslage – seit Donnerstag prüfen Experten des IWF und der Europäischen Zentralbank die irischen Finanzen – lässt Lenihan offenbar keine andere Wahl mehr.
160 Milliarden Euro Schulden, 32 Prozent Staatsdefizit, 50 bis 90 Milliarden Euro für die maroden Banken auf der Insel – am eigenen Zopf kann sich Irland nicht mehr aus dem Sumpf ziehen.