Ukrainischer Angriff? Explosion auf russischem Krim-Stützpunkt

Russland hat die Halbinsel Krim 2014 der Ukraine weggenommen. Es nutzt die Perle des Schwarzen Meeres als Militärbasis und als Ferienparadies. Nun gibt es dort Detonationen dicht neben Badestränden. Die "New York Times" berichtet von einem Angriff durch die Ukraine.
von  dpa/AZ
Am Strand von Saky steigt Rauch nach einer Explosion auf. Auf der von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim im Schwarzen Meer ist Munition auf einem russischen Luftwaffenstützpunkt explodiert.
Am Strand von Saky steigt Rauch nach einer Explosion auf. Auf der von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim im Schwarzen Meer ist Munition auf einem russischen Luftwaffenstützpunkt explodiert. © Uncredited/Anonymous/AP/dpa

Jewpatorija - Auf der von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim im Schwarzen Meer ist Munition auf einem russischen Luftwaffenstützpunkt explodiert. In sozialen Netzwerken kursierten am Dienstag Videos, die Explosionen und große Rauchwolken in der Nähe von Badestränden zeigten. Sie sollen bei dem Dorf Nowofjodorowka unweit des Seebades Jewpatorija aufgenommen worden sein. Ein Mensch sei getötet worden, teilte Krim-Chef Sergej Aksjonow nach Angaben russischer Agenturen mit. Sieben weitere Menschen, darunter zwei Kinder, wurden nach örtlichen Angaben verletzt.

Touristen verließen das Gebiet fluchtartig. Aksjonow sagte, dass ein Bereich im Radius von fünf Kilometern rund um den Stützpunkt abgesperrt worden sei. Der Brand sei gegen Abend unter Kontrolle gebracht worden. Zur Ursache der Explosion äußerte er sich nicht.

Russland nennt Verstoß gegen Brandschutzregeln als Grund

Während Beobachter von einem Sabotageakt ausgingen, da die ukrainischen Truppen auf dem Festland mehr als 200 Kilometer entfernt sind und eine Quelle im russischen Verteidigungsministerium einen Verstoß gegen Brandschutzregeln auf dem Stützpunkt Saki als wahrscheinlichste Ursache benannte, berichtet die "New York Times" eine andere Version: Nämlich, dass die gewaltigen Detonationen auf einen Angriff der Ukraine zurückzuführen seien. Dabei sei eine von der Ukraine selbst entwickelte Waffe eingesetzt worden, zitierte die Zeitung am Dienstag einen ranghohen ukrainischen Militär. Nähere Angaben wurden nicht gemacht.

"Das war ein Luftwaffenstützpunkt, von dem regelmäßig Flugzeuge zu Angriffen auf unsre Kräfte an der südlichen Front gestartet sind", sagte der ukrainische Offizier nach Angaben der "New York Times". Bei dem Angriff hätten auch örtliche Partisanen, die loyal zur Ukraine stehen, eine Rolle gespielt. 

"Ein weiterer Beleg dafür, wem die Krim gehört"

Das ukrainische Verteidigungsministerium teilte offiziell mit, es könne nichts zur Ursache der Explosionen sagen. Es bestehe aber die Gefahr, dass Russland Beweise für einen angeblichen ukrainischen Angriff fälsche. Der 9. August sei der Internationale Tag der indigenen Völker, schrieb die ukrainische Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk auf Telegram. Dazu zählten in der Ukraine die Krimtataren, die Karaimen und die Krimtschaken. "Die heutigen Explosionen in Nowofjodorowka sind ein weiterer Beleg dafür, wem die Krim gehört."

Der ukrainisch Präsidentenberater Mychajlo Podoljak schrieb auf Twitter: "Das ist nur der Anfang." Die Krim habe eine Zukunft als Reiseparadies ohne russische Besatzung vor sich.

Russland hatte die Krim im Jahr 2014 annektiert. Im Zuge des Ende Februar begonnenen Angriffskriegs forderte Moskau wiederholt die Anerkennung der Krim als russisches Staatsgebiet - was Kiew klar ablehnt. Auch international wird die Halbinsel mit ihren über zwei Millionen Einwohnern weiter als ukrainisches Territorium angesehen.

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