Ukrainische Truppen greifen prorussische Milizen an
Slawjansk - Innenminister Arsen Awakow bestätigte bei Facebook, dass Truppen der Armee, der Nationalgarde und des Innenministeriums bei den Städten Slawjansk und Kramatorsk eine "aktive Phase der Anti-Terror-Operation" begonnen hätten. Ein Hubschrauberpilot sei getötet worden, als Separatisten mit Panzerfäusten (RPG) das Feuer eröffnet hätten. Das Verteidigungsministerium berichtete vom Verlust von zwei Helikoptern.
Mehrere Mitglieder der moskautreuen "Selbstverteidiger" seien bei Schusswechseln am Stadtrand von Slawjansk verletzt, ein Aktivist sei getötet worden, sagte Milizenführer Wjatscheslaw Ponomarjow der russischen Staatsagentur Ria Nowosti. Slawjansk hat mehr als 100 000 Einwohner.
Seine Kämpfer hätten zwei ukrainische Militärhubschrauber abgeschossen, sagte Ponomarjow. Ein Pilot sei dabei ums Leben gekommen, ein weiterer sei gefangen genommen worden. Zwei weitere Besatzungsmitglieder seien geflüchtet, sagte der selbst ernannte "Bürgermeister" von Slawjansk. Das russische Staatsfernsehen berichtete sogar von drei abgeschossenen Hubschraubern.
Auf Fotos in russischen Medien waren brennende Barrikaden aus Autoreifen zu sehen. Gegen 8.00 Uhr Ortszeit (7.00 Uhr MESZ) sei der Angriff unterbrochen worden, hieß es.
Ponomarjow räumte nach Angaben von Ria Nowosti ein, dass ukrainische Regierungstruppen den örtlichen Fernsehsender erobert hätten. Innenminister Awakow berichtete von neun übernommenen Kontrollposten. Die Operation laufe wie geplant, behauptete er. Awakow rief die Anwohner auf, ihre Häuser nicht zu verlassen und von den Fenstern fernzubleiben.
Ponomarjows Kämpfer halten seit einer Woche mehrere Militärbeobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in Slawjansk fest, darunter drei Bundeswehr-Soldaten und einen deutschen Dolmetscher. Die Geiseln seien an einen "sicheren Ort außerhalb der Kampfzone gebracht" worden, sagte Ponomarjow zu "bild.de".
Wie Ria Nowosti meldete, kreisten am frühen Morgen mehrere Hubschrauber über der Stadt, die von gut ausgerüsteten Regierungstruppen umstellt sei. Die moskautreuen Separatisten hätten die mehr als 100 000 Einwohner mit Sirenen und Kirchenglocken vor dem Sturm gewarnt. Das Mobilfunknetz funktioniere, meldete die russische Staatsagentur Itar-Tass.
Slawjansk wird seit Wochen von der "Volksmiliz" kontrolliert. Die Aktivisten wollen am 11. Mai mit einem Referendum über eine Abspaltung des ostukrainischen Gebiets Donezk von der Ex-Sowjetrepublik entscheiden lassen.
Die prowestliche Führung in Kiew hatte in der russisch geprägten Region einen "Anti-Terror-Einsatz" gegen die Separatisten angeordnet, die in den Gebieten Donezk und Lugansk an der russischen Grenze in mehreren Städten staatliche Gebäude besetzt halten. Bislang hatte die Offensive aber keine Erfolge gebracht.