Ukrainische Armee nach Rückzug: "Wir holen alles zurück, wir bauen alles wieder auf"

Die Ukraine will Russland nicht mit eroberten Gebieten davonkommen lassen. Derweil nehmen 40 Länder an einer Wiederaufbau-Konferenz im schweizerische Lugano teil.
dpa |
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Ein ukrainischer Soldat justiert an der Frontlinie nahe Charkiw den Artilleriebeschuss per Drohne.
Ein ukrainischer Soldat justiert an der Frontlinie nahe Charkiw den Artilleriebeschuss per Drohne. © Evgeniy Maloletka/AP/dpa

Kiew/Moskau - Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht die Stadt Lyssytschansk im Osten des Landes trotz des Rückzugs der ukrainischen Armee noch nicht als verloren an.

"Wenn das Kommando unserer Armee Menschen von bestimmten Punkten der Front abzieht, wo der Feind den größten Feuervorteil hat – insbesondere Lyssytschansk –, bedeutet das nur eins: Dass wir dank unserer Taktik, dank der verstärkten Versorgung mit modernen Waffen, zurückkommen werden", so Selenskyj.

Nach wochenlangem Abwehrkampf hatte die ukrainische Armee am Abend bekanntgegeben, dass sie aus Lyssytschansk abzieht. Heute ist für die Ukraine der 131. Kriegstag.

Armee: Rückzug zum Schutz der Soldaten

Die ukrainische Armee teilte mit, sie sei mit dem Rückzug aus Lyssytschansk einem Einkesseln zuvorgekommen. "Russland hat einen großen Vorteil in der Infanterie und in der Artillerie", teilte das Militär in Kiew mit. Der Rückzug sei zum Schutz der Soldaten erfolgt. "Wir holen alles zurück, wir bauen alles wieder auf."

Russland hatte zuvor gemeldet, dass es die Stadt eingenommen habe. Lyssytschansk war die letzte größere Bastion der Ukrainer im Gebiet Luhansk. Dessen Eroberung gehört zu den von Russland benannten Kriegszielen. Die Angaben aus den Kampfgebieten lassen sich unabhängig kaum prüfen.

Ukrainische Feuerwehrleute löschen einen Brand in einem beschädigten Wohnhaus in Lyssytschansk.
Ukrainische Feuerwehrleute löschen einen Brand in einem beschädigten Wohnhaus in Lyssytschansk. © -/(Militärverwaltung der Region Luhansk/AP/dpa

Präsident Selenskyj sagte, die ukrainische Armee bewege sich vorwärts - sowohl im Gebiet Charkiw im Osten, als auch im Gebiet Cherson im Süden und auf dem Schwarzen Meer. Die jüngst wiedererlangte Schlangeninsel sei ein gutes Beispiel dafür. "Es wird einen Tag geben, an dem wir dasselbe über den Donbass sagen werden", meinte er. "Die Ukraine gibt nichts verloren."

Tote und Verletzte durch Beschuss

Bei Raketenangriffen auf die ostukrainische Stadt Slowjansk wurden Bürgermeister Wadym Ljach zufolge sechs Menschen getötet und 15 verwundet. Ljach nannte die Attacke den "schwersten Angriff in jüngster Zeit" auf die Großstadt in der Region Donezk.

Unter den Toten sei ein Kind. Ljach zufolge wurden zivile Objekte getroffen - keine militärischen Einrichtungen. Beim Beschuss des ostukrainischen Gebiets Charkiw wurden dem regionalen Befehlshaber Oleg Sinegubow zufolge drei Menschen getötet und einer verletzt.

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Hofreiter: Zumindest gepanzerte Fahrzeuge liefern

Mit Blick auf die russische Offensive forderte der Vorsitzende des EU-Ausschusses im Bundestag, Anton Hofreiter (Grüne), die Bundesregierung auf, Schützenpanzer oder zumindest gepanzerte Fahrzeuge ins Kriegsgebiet zu liefern.

Dies sei angesichts des massiven Vorgehens Russlands im Osten der Ukraine dringend geboten, sagte er der "Bild"-Zeitung. Gepanzerte Fahrzeuge wie zum Beispiel "Marder", "Fuchs" oder "Dingo" könnten hier ungezählte Leben retten.

Kreml wirft Westen Kriegstreiberei vor

Russland warf dem Westen vor, Friedensverhandlungen mit der Ukraine zu verhindern und den Krieg damit in die Länge zu ziehen. "Jetzt ist der Moment, wo die westlichen Länder alles auf eine Fortsetzung des Kriegs setzen", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Unter Führung der USA erlaube der Westen den Ukrainern "weder an Frieden zu denken noch darüber zu reden oder ihn zu besprechen".

Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak reagierte mit den Worten, Russland kenne die Bedingungen für Verhandlungen: Waffenstillstand, Truppenabzug, die Rückkehr entführter Bürger, die Auslieferung von Kriegsverbrechern sowie ein Reparationsmechanismus und die Anerkennung der souveränen Rechte der Ukraine. "Die Zeit wird kommen, und wir werden sie auf Papier festhalten", meinte Podoljak.

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Selenskyj trifft IOC-Chef Bach

Präsident Selenskyj begrüßte bei einem Treffen mit IOC-Präsident Thomas Bach in Kiew den Ausschluss russischer und belarussischer Sportler aus vielen Turnieren. "Man darf nicht zulassen, dass ein Terrorstaat den Sport nutzt, um seine politischen Interessen und Propaganda zu fördern", sagte er einer Mitteilung zufolge.

Er sei Bach für seine "unerschütterliche Position" bei diesem Thema dankbar. "Während Russland versucht, das ukrainische Volk zu zerstören und andere Länder Europas zu erobern, haben seine Vertreter keinen Platz in der Sportgemeinschaft der Welt", betonte Selenskyj.

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Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • hundundkatz am 05.07.2022 08:14 Uhr / Bewertung:

    Der Krieg wurde verloren. Das muss die Ukraine einsehen und ebenso der Rest der Welt. Jetzt gilt es eine. Frieden auszuhandeln. Den dritten Weltkrieg kann Deutschland dann später anfangen.

  • Der wahre tscharlie am 04.07.2022 15:46 Uhr / Bewertung:

    IOC-Präsident Thomas Bach lehnt sich gegen Putin auf? Holla die Waldfee, dass ich das erleben darf. Fragt sich nur, wielange Bach das durchzieht.

  • hundundkatz am 04.07.2022 16:28 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der wahre tscharlie

    Solange bis die nächste Olympiade in einer lupenreinen Demokratie stattfindet (wie z.B. in Peking).

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