Ukraine-Krise: Gut oder Böse?

Die Befragung am Sonntag wird den Konflikt verschärfen. AZ-Chefredakteur Arno Makowsky über die schwierige Lage in der Ostukraine.
von  Arno Makowsky
Russlands Präsident Wladimir Putin und Verteidigungsminister Sergei Shoigu auf der Krim. Kommt jetzt auch noch Donezk zu Russland?
Russlands Präsident Wladimir Putin und Verteidigungsminister Sergei Shoigu auf der Krim. Kommt jetzt auch noch Donezk zu Russland? © AFP

Die Lage wird immer unübersichtlicher in der Ukraine – und es fällt zunehmend schwerer, die so beliebte Trennlinie zwischen Gut und Böse zu ziehen. Ist Putin nun der säbelrasselnde Schurke, der zur Provokation des Westens ausgerechnet auf der Krim den Jahrestag des Siegs über Nazi-Deutschland feiert – und damit seinen Anspruch auf weitere Teile der Ukraine dokumentiert?

Oder hat er mit seiner Aufforderung an die Separatisten, ihre Volksbefragung zu verschieben, nicht zur Mäßigung beigetragen? Und was ist mit der Übergangsregierung in Kiew? Verteidigt sie zu Recht das ukrainische Territorium, obwohl dabei auch gestern wieder Dutzende gestorben sind? Oder heizt sie den Konflikt weiter an, indem sie mit den Abtrünnigen nicht einmal verhandelt?

Sicher scheint nur eines zu sein: Dass die Separatisten ihr Referendum über die Abspaltung einzelner Regionen am Sonntag durchziehen, verschärft die Lage. Niemand auf der Welt wird eine „Volksrepublik Doneszk“ anerkennen, am wenigsten die Ukraine. Glaubt man den Umfragen, sind sogar im Osten 70 Prozent der Bürger gegen eine Abspaltung. Ein pro-russisches, womöglich gefälschtes Ergebnis wird den Bürgerkrieg weiter anfachen.

Was also tun? Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Recht mit ihrem Vorschlag eines runden Tisches, an dem alle Akteure beteiligt werden – auch die Separatisten. Reden ist besser als Krieg führen: Eine banale Erkenntnis, an die man in diesem Konflikt leider immer wieder erinnern muss.

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.