Übertriebene Kritik

Der Chefredakteur der AZ, Arno Makowsky, über die Vorwürfe gegen Minister Guttenberg
von  Arno Makowsky
Der AZ-Chefredakteur Arno Makowsky.
Der AZ-Chefredakteur Arno Makowsky. © abendzeitung

Der Chefredakteur der AZ Arno Makowsky über die Vorwürfe gegen Minister Guttenberg

München -Natürlich ist die Häme jetzt groß. Es ist ja auch zu schön für alle Kritiker: Ausgerechnet Guttenberg, der Sonnyboy der deutschen Politik, hat seine Doktorarbeit in Teilen abgeschrieben. Von Plagiat reden jetzt alle, die den smarten Verteidigungsminister noch nie leiden konnten. Er solle seinen Doktortitel zurückgeben fordern jene, die Guttenberg seinen schnellen Erfolg und seine Popularität neiden.

Natürlich müssen für den CSU-Star die gleichen Regeln gelten wie für jeden anderen Wissenschaftler, der eine Dissertation vorlegt. Handelt es sich bei seiner Arbeit also tatsächlich um ein Plagiat? Dazu müsste er wesentliche Gedanken und wissenschaftliche Erkenntnisse anderer Autoren für sich reklamiert haben. Nach allem, was man weiß, hat er das nicht getan.

Guttenberg sind offenbar handwerkliche Fehler unterlaufen; er hat einige fremde Texte (die jeder Wissenschaftler verwendet) nicht korrekt gekennzeichnet. Ein 475 Seiten starkes Werk wegen einiger fehlender Quellenangaben als Täuschung zu bezeichnen, scheint aber schwer übertrieben.

Guttenberg muss jetzt beweisen, dass es sich nicht doch um gravierendere wissenschaftliche Verfehlungen handelt. Und wenn er an manchen Stellen unkorrekt gearbeitet hat, sollte er das zugeben. Für einen Mann in seinem Amt und mit seinen Ansprüchen ist das in jedem Fall peinlich.

Aber er wird auch diese Affäre überstehen – und mutmaßlich seinen Doktortitel behalten.

 


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