Kommentar

Überstürztes Handeln beim Heizungsgesetz: Jetzt lenkt Habeck bei der Wärmepumpe ein

AZ-Redakteur Tobias Lill kommentiert die Heizungspläne von Wirtschaftsminister Robert Habeck, der die Wärmepumpen nun nicht mehr sofort und um jeden Preis durchdrücken will.
Tobias Lill |
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Wirtschaftsminister Robert Habeck geht seine Heizungspläne nun Schritt für Schritt an.
Wirtschaftsminister Robert Habeck geht seine Heizungspläne nun Schritt für Schritt an. © Christophe Gateau/dpa

Ein Schritt nach dem anderen – dieses einfache Prinzip hat Robert Habeck vernachlässigt. Wären die ersten Heizpläne des Wirtschaftsministers Gesetz geworden, hätte dies für viele Bürger teure Folgen gehabt.

Mit der Brechstange wollten die Grünen durchsetzen, dass neu eingebaute Heizungen bereits ab Januar zu mindestens 65 Prozent aus Erneuerbaren Energien betrieben werden müssen. Das faktische Aus für neue Gas- und Ölheizungen.

Wärmepumpen für alle: Wer soll das bezahlen? Und woher soll der Strom kommen?

Die Pläne, wie stattdessen künftig geheizt werden sollte, waren dagegen unausgegoren. Woher sollten Wärmepumpen in so großer Zahl plötzlich kommen – und wie bezahlbar bleiben? Die Geräte verteuerten sich zuletzt rasant. Staatliche Zuschüsse hätten weniger Betuchten kaum geholfen – sie wären zum Großteil in den Kassen der Hersteller gelandet.

Auch die Frage, woher der Strom kommen soll, blieb völlig ungeklärt. Die letzten Atomkraftwerke abschalten und zeitgleich massenhaft E-Autos sowie Wärmepumpen mit sauberem Strom betreiben zu wollen – das geht nicht auf die Schnelle. Außer man kauft Atomstrom aus unsicheren ausländischen Meilern und Kohlestrom.

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Noch immer gilt: Nicht jedes Haus ist für die Wärmepumpe geeignet 

Und so wichtig Wärmepumpen unstrittig für die Energiewende sind, gibt es immer wieder auch Probleme: Diverse Hausbesitzer klagten zuletzt, ihre Geräte hätten wegen eines zu niedrigen Grundwasserspiegels den Dienst versagt – mitten im Winter. Nicht jedes Haus oder jeder Garten ist für eine Wärmepumpe geeignet. Bei Altbauten kann es mitunter richtig teuer werden.

Nicht wenige Menschen fürchteten um ihren Wohlstand und das trieb viele in die Arme derjenigen, die auf plumpe Parolen setzen, ohne eine eigene Lösung zu haben. Das hat auch die Regierung erkannt. Nun sind Übergangsfristen geplant. Je nach örtlicher Wärmeplanung darf es dann bis 2028 dauern, bis schärfere Regeln bei einem Heizungsaustausch gelten. Gut so.

Auch Fernwärme wird gestärkt – der richtige erste vor dem zweiten Schritt. Dank längerer Fristen muss der Umstieg auf Wärmepumpen nicht so geballt erfolgen, Preisexplosionen werden vermieden. Und die Technik kann weiterentwickelt werden. Denn in vielen Pumpen schlummert noch immer das Jahrhundertgift PFAS.

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  • Geradeaus-Denker am 17.06.2023 08:51 Uhr / Bewertung:

    Da muss ich Minister Habeck schon wieder verteidigen. Das Ministerium ist üblicherweise die Institution, die Gesetzesvorschläge im Parlament zur Diskussion stellt. Dies Aufgabe hat er erfüllt. Dass die politische und öffentliche Diskussion komplett aus den Fugen geriet, hat er nicht zu vertreten, weil viel übertriebenes und falsches geschrieben wurde. 40 Jahre Investitionsstau von alten Häusern der Wärmepumpe zuzurechnen ist einfach Unsinn. Und bei den Beträgen haben sich die politisch stillstehenden dann überboten, indem sie genau den Investitionsstau mit eingerechnet haben.
    Jetzt gibt es Kompromisse, die für die politisch Akzeptanz sorgen uns aber den vereinbarten Klimazielen nicht näher bringen.
    Bei der Art der unsachlichen Diskussion und persönlichen Anfeindungen hätte ich längst hingeworfen. Herr Habeck ist standhaft geblieben und hat das alles ertragen. Dafür hat er meinen Respekt.
    Er tut wenigstens etwas!!!

  • Schwerkraft am 18.06.2023 02:02 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Geradeaus-Denker

    Sind sie der persönliche Pressesprecher von Herrn Habeck? Falls ja, kann sich AZ darauf etwas einbilden. Falls nicht, erkennt die AZ solche Computer-Bots nicht, und muss sich schämen, nicht auf der Höhe der Zeit zu sein!

  • Der wahre tscharlie am 15.06.2023 17:54 Uhr / Bewertung:

    Das war eigentlich der Hauptfehler, dass man den zweiten Schritt vor dem ersten tat. Und die Kommunikation war desaströs, welshalb es die menschen nicht verstanden haben. Obwohl die Mehrheit der Menschen den Klimawandel als Bedrohung ansieht.

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