Tunis: Zehntausende fordern Rücktritt der Regierung
Tunis - Die Demonstrationszüge kamen vor dem Gebäude der verfassunggebenden Versammlung in einem Vorort der Hauptstadt Tunis zusammen, wie französische und arabische Medien berichteten. Erst wenige Stunden zuvor hatte die Versammlung ihre Tätigkeit angesichts der schweren politischen Krise im Land vorerst ausgesetzt. Die Arbeit des Übergangsparlaments werde erst wieder aufgenommen, wenn es wieder Gespräche zwischen Opposition und Regierung gebe, sagte dessen Präsident Mustapha Ben Jaâfar am Dienstagabend in Tunis.
Auslöser der erneuten Eskalation der Spannungen zwischen Opposition und Regierung war der vermutlich von islamistischen Extremisten verübte Mord an dem Oppositionspolitiker Mohamed Brahmi. Seit der Tat vom 25. Juli gibt es täglich Demonstrationen vor der Verfassungsgebenden Versammlung, bei denen vor allem ein Machtverzicht der Ennahda-Partei gefordert wird. Rund 60 Abgeordnete haben sich angeschlossen und ihr Mandat niedergelegt.
Der moderat islamistischen Ennahda wird von ihren Gegnern eine Mitverantwortung am Tod Brahmis vorgeworfen. Die Partei hatte im Herbst 2011 die ersten Wahlen nach dem Sturz von Langzeitherrscher Zine el Abidine Ben Ali klar gewonnen. Seitdem führt sie eine Koalition mit der Mitte-Links-Partei CPR um Staatspräsident Moncef Marzouki und der sozialdemokratischen Partei Ettakatol um Ben Jaâfar. Für Dezember sind Neuwahlen geplant.
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