Tunesien: Krawalle, Schüsse, Tote

Die Lage in Tunesien spitzt sich weiter zu, das Auswärtige Amt rät deutschen Touristen deshalb jetzt zur „erhöhten Vorsicht“. Kostenlos stornieren lassen sich die Reisen trotzdem nicht.
von  Abendzeitung
Pulverfass Tunesien: Vor allem junge Menschen gehen auf die Straße. Sie fordern bessere Lebensbedingungen, und den Rücktritt des Präsidenten.
Pulverfass Tunesien: Vor allem junge Menschen gehen auf die Straße. Sie fordern bessere Lebensbedingungen, und den Rücktritt des Präsidenten. © dpa

TUNIS/BERLIN - Die Lage in Tunesien spitzt sich weiter zu, das Auswärtige Amt rät deutschen Touristen deshalb jetzt zur „erhöhten Vorsicht“. Kostenlos stornieren lassen sich die Reisen trotzdem nicht.

In der tunesischen Hauptstadt Tunis herrscht der Ausnahmezustand. Trotz der von der Regierung verhängten Ausgangssperre kam es in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wieder zu heftigen Krawallen. Die Demonstranten plünderten Geschäfte, zündeten Autos an, und lieferten sich heftige Auseinandersetzungen mit der Polizei. Mehrere Menschen wurden dabei verletzt, mindestens sechs Menschen starben. Damit steigt die Zahl der Toten weiter an: Allein in den letzten Tagen kamen bei den blutigen Unruhen mindestens 50 Menschen ums Leben.

Seit Wochen wird Tunesien von gewaltsamen Protesten gegen die hohe Arbeitslosigkeit erschüttert. Ein Problem, das in dem nordafrikanischen Land vor allem junge Menschen betrifft: Fast jeder Dritte findet keine Arbeit.

Ein Flächenbrand. Längst fordern die Zehntausende von Demonstranten nicht mehr nur bessere Lebensbedingungen, sondern auch den Rücktritt des autoritär regierenden Langzeit-Präsidenten Zine el Abidine Ben Ali, den die Menschen – nicht zu Unrecht – für die Verarmung der Gesellschaft und die Polizeigewalt verantwortlich machen.

Das Auswärtige Amt hat aufgrund der letzten Ereignisse in Tunesien reagiert – und seine Reisehinweise aktualisiert. Touristen werden jetzt zur „erhöhten Vorsicht“ gemahnt. Sie sollten Menschenmassen meiden. Und: Den Anweisungen der tunesischen Sicherheitskräfte sei unbedingt Folge zu leisten.

Noch aber lassen sich deutsche Urlauber von diesen Warnungen nur wenig beeindrucken. „Bei uns haben bisher nur einige Kunden angerufen, die sich über die Lage vor Ort informieren wollen“, sagt Tui-Sprecherin Anja Braun der AZ. Auch bei den anderen Reiseveranstaltern läuft das Tunesien-Geschäft laut dem Deutschen Reiseverband ganz normal, also ohne Stornierungen.

Doch das könnte sich bald ändern. Bisher konzentrierten sich die Ausschreitungen neben der Hauptstadt vor allem auf die westlichen Landesteile. Jetzt aber rückt die Gewalt näher heran an die auch bei den Deutschen beliebten Ferienregionen. So kam es auch in der Küstenstadt Sousse zu Ausschreitungen – und Sousse liegt nur 20 Kilometer vom Touristenort Monastir entfernt.

Das Problem ist: Wer Bedenken bekommt, kann seine Tunesien-Reise dennoch nicht kostenlos stornieren. Ein, wenn auch verschärfter Sicherheitshinweis des Auswärtigen Amtes reicht hierfür rechtlich nicht aus. Erst wenn das Auswärtige Amt eine offizielle und konkrete Reisewarnung für das Land herausgibt, können Urlauber ihre Reise ohne zusätzliche Kosten stornieren oder umbuchen. Beatrice Oßberger

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