Türkei stoppt verdächtige Syrien-Lieferung aus Iran

Die EU, die USA und die Türkei haben Waffenembargos gegen Syrien verhängt, doch Russland und der Iran liefern weiter Militärmaterial an das Regime.
dpa |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

Die EU, die USA und die Türkei haben Waffenembargos gegen Syrien verhängt, doch Russland und der Iran liefern weiter Militärmaterial an das Regime. Vor der Küste von Zyperns wurde jetzt ein Schiff gestoppt, das Munition aus Russland nach Syrien bringen sollte.

Beirut/Istanbul/Nikosia - Die Türkei fand an ihrer Grenze zu Syrien verdächtige Lastwagen aus dem Iran, die angeblich mit Waffen beladen waren.

Das Schiff habe nach einer gründlichen Prüfung die Erlaubnis zur Weiterfahrt erhalten, teilte Regierungssprecher Stefanos Stefanou am Mittwoch im zyprischen Rundfunk mit. Allerdings werde der Kapitän nun nicht Syrien ansteuern, sondern ein anderes Ziel.

Zuvor hatte der libanesische Radiosender Radio Free Libanon berichtet, das Schiff, das aus St. Petersburg gekommen sei, habe 60 Tonnen Munition an Bord gehabt und sei auf dem Weg zum syrischen Hafen Latakia gewesen. Das Schiff heißt nach Angaben des zyprischen Außenministeriums "Chariot" und fährt unter der Flagge von St. Vincent und den Grenadinen. Es lag vor kurzem noch vor Limassol.

Der Kapitän des mit Munition beladenen Schiffes hatte den Hafen von Limassol ursprünglich gar nicht ansteuern wollen. Ein Sturm, durch den er viel Treibstoff verlor, zwang ihn jedoch laut Informationen aus Zypern dazu, mit der "Chariot" in den Hafen einzulaufen.

Im Außenministerium in Nikosia hieß es inoffiziell, Zypern sei nicht mehr bereit, legale oder illegale Munitionstransporte aufzunehmen. Dazu habe das Land keine Möglichkeiten. Im Juli vergangenen Jahres war es auf Zypern zu einer schweren Explosion beschlagnahmter Munition gekommen, die ebenfalls für Syrien bestimmt war. Bei dem Unglück kamen 13 Menschen ums Leben.

Russland ist neben dem Iran der wichtigste Verbündete des Regimes von Präsident Baschar al-Assad, der seit März mit Gewalt gegen Demonstranten vorgeht. Die Provinz Latakia gilt als Hochburg der Assad-Anhänger, so dass nicht davon auszugehen ist, dass es sich bei der Munition für eine Lieferung an die Deserteure der "Freien Syrischen Armee" handelt.

Türkische Zöllner stoppten unterdessen vier iranische Lastwagen wegen Verdachts auf eine Lieferung von Militärmaterial nach Syrien. Die Fahrzeuge würden nun von Experten untersucht, bestätigte ein Sprecher des Außenministeriums in Ankara am Mittwoch. Türkische Medien berichteten über Hinweise, wonach sich in den am Grenzübergang Öncüpinar beschlagnahmten Lastwagen Sprengstoff und Waffen befinden. Die Ladung wurde zu einer genauen Überprüfung nach Ankara geschickt.

Nach Angaben syrischer Regimegegner wurden am Mittwoch sechs Menschen von den Sicherheitskräften getötet. Am Dienstag soll es landesweit 43 Tote gegeben haben. Assad hatte in einer Ansprache am Dienstag erklärt, er wolle weiter mit harter Hand gegen die "Terroristen" vorgehen. Er denke nicht an Rücktritt. Der Aufstand gegen sein Regime sei eine Verschwörung ausländischer Mächte.

Syriens Außenminister Walid Muallim versprach derweil, dafür zu sorgen, dass den Beobachtern der Arabischen Liga nichts mehr geschieht. Diese waren in den vergangenen Tagen sowohl von regimetreuen Milizionären als auch von Regimegegner attackiert worden. In Latakia hatten Assad-Anhänger ein Fahrzeug angegriffen und zwei kuwaitische Beobachter leicht verletzt. Ein Beobachter der Liga aus Algerien zog sich unter Protest aus dem Einsatz in Syrien zurück. Anwar Malik sagte der Website des arabischen Nachrichtensenders Al-Dschasira, die Beobachter gäben Assad die Gelegenheit, noch mehr Menschen zu töten.

Die arabischen Beobachter, die seit Dezember im Land sind, sollten eigentlich die Freilassung aller politischen Gefangenen und den Abzug der Armee aus den Protesthochburgen überwachen. Aus Sicht der Opposition ist ihre Mission jedoch gescheitert. Sie sagen, die Gewalt gegen Regimegegner habe in den vergangenen Wochen sogar noch zugenommen.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.