Trittin will Spritschleudern den Durst verbieten
Der Aufwind für die Grünen lässt sie selbstbewusst auftreten: Nach dem Willen von Fraktionschef Trittin soll es nicht nur der Atomkraft, sondern auch Spritfressern an den Kragen gehen.
Berlin - Kommt das Ende für großmotorige Spritschlucker? Jürgen TrittinDie Machtübernahme der Grünen im Auto-Musterländle Baden-Württemberg hat zwar keine unmittelbaren Folgen für die Modellpolitik der Konzerne. Aber mit dem beschleunigten Ausstieg aus der Kernkraft wird Energie insgesamt teurer werden – obwohl sich der Spritpreis um 1,59 Euro für den Liter Super ohnehin auf hohem Niveau befindet: Teurer war Benzin nur 2008, als der Rohölpreis auf 140 Dollar pro Fass (159 Liter) stieg. Derzeit kostet das Fass Brent 115 Dollar – Tendenz steigend.
Das Problem liegt aber nicht nur im Preis, auch im Verbrauch: Trotz verbesserter Motoren und Windschlüpfrigkeit verbraucht ein neuer Golf VI 1,4 TSI mit 6,2 Liter auf 100 Kilometer kaum weniger als der Golf II 1,3 aus dem Jahr 1983. Des Rätsels Lösung: Der Golf II hatte 48 PS, der Golf VI TSI hat122 Pferdestärken.
Und tonnenschwere Geländewagen bringen es oft auf mehr als 500 PS – entsprechend hoch ist ihr Verbrauch.
Solche Autos werden nur aus einem Grund gebaut: Weil die Kunden sie kaufen. Fast jederAutofahrer ist für das Drei-Liter-Auto. Doch wenn es um das eigene Fahrzeug geht, sollen es drei Liter Hubraum sein und nicht Verbrauch. Genau da möchte Trittin eine Deckelung: „Wir müssen dazu beitragen, dass sich das Premium-Segment anders definiert als durch hohen Verbrauch und Gewicht”, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung”.
Wie die Grünen das erreichen wollen, hat Trittin im Interview angedeutet: „Wir brauchen ein vernünftiges Ordnungsrecht und vernünftige Anreize, dazu gehören verbindliche niedrigere Verbrauchsobergrenzen.”
An den heimischen Herstellern übte Trittin Kritik: „Die deutsche Automobilindustrie ist, wenn es um die Umstellung auf Hybrid- und Elektrofahrzeuge geht, von asiatischem Know-how abhängig. Das müssen wir durchbrechen.” Durch den derzeitigen politischen Rückenwind für die Grünen dürfte auch ein Autobahn-Tempolimit wieder in den Mittelpunkt der Diskussion rücken.
Nach Berechnungen des Umweltbundesamtes brächte ein Limit von 120 km/h auf Autobahnen eine CO2-Ersparnis von zehn Prozent – wenn sich 80 Prozent der Autofahrer daran hielten.
Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich zwar schon 2007 darauf festgelegt, mit ihr werde es kein Tempolimit geben. Doch hat sie sich in der Atompolitik auch flexibel gezeigt. Sollte es kommen, werden hochmotorisierte Benzinfresser wohl von ganz allein an Attraktivität verlieren.