Treffen mit Merkel: Obama warnt vor zu hartem Sparkurs
Hohe Jugendarbeitslosigkeit wird zum globalen Problem: US-Präsident Obama rät deshalb beim Berlin-Besuch der Kanzlerin, es mit dem Sparen nicht zu übertreiben.
Berlin - US-Präsident Barack Obama hat vor Risiken eines überzogenen Sparkurses gewarnt. Alle Länder müssten den Schwerpunkt auf mehr Wachstum legen. Es dürfe nicht soweit kommen, dass angesichts der hohen Jugendarbeitslosigkeit eine ganze Generation verloren gehe. „Da müssen wir irgendwann auch unseren Ansatz ändern“, sagte Obama nach einem Gespräch mit Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch in Berlin.
Für die Weltwirtschaft sei das angestrebte Handelsabkommen zwischen den USA und Europa von großer Bedeutung: „Davon profitieren alle.“ Merkel betonte, sie werde sich „mit aller Kraft“ für einen Erfolg der begonnenen Verhandlungen einsetzen. Obama räumte aber ein, für Wachstum und neue Jobs gebe es kein „Patentrezept“. Man brauche tragfähige Haushalte und Reformen, um wettbewerbsfähiger zu sein.
Die US-Regierung sieht den harten Sparkurs der Euro-Länder seit langem kritisch und fordert mehr Impulse für Wirtschaftswachstum. Er sei zuversichtlich, dass Europa und Deutschland die Euro-Zone zusammenhielten, sagte Obama. Bei Strukturreformen seien einige Euro-Länder aber weniger gut vorangekommen. Die USA ihrerseits hätten die schlimmste Rezession durchlebt und Fortschritte gemacht, um stärker aus der Krise zu kommen. Obama verwies auf die strengere Bankenaufsicht und die Erholung der Immobilienmärkte. Riskante Spekulationen in diesem Bereich lösten 2008 die dramatische Wirtschafts- und Finanzkrise aus. Jedoch müsse es auch in den USA weitere Reformen bei Bildung, Infrastruktur, Forschung und Gesundheitsversorgung geben. Merkel erklärte, Deutschland habe in der Schuldenkrise viel Solidarität in Europa gezeigt, werde aber weiter auf Haushaltsdisziplin pochen. Die Bundesregierung betreibe keine Politik, Abnehmerländer deutscher Produkte zu schwächen. „Deutschland wird es auf Dauer nur gut gehen, wenn es Europa gutgeht.“
Am Montag hatten Obama und die EU-Kommission am Rande des G8-Gipfels in Nordirland grünes Licht für Verhandlungen über die größte Freihandelszone der Welt gegeben. Im Kanzleramt erklärte der US-Präsident, bei einem Erfolg würden auf beiden Seiten des Atlantiks tausende Arbeitsplätze entstehen. Die Gespräche dürften mehrere Jahre dauern. Obama peilt einen Abschluss bis zum Ende seiner zweiten Amtszeit 2017 an. Nach Schätzung der EU-Kommission brächte eine Freihandelszone EU/USA mit 800 Millionen Menschen für Europa 400 000 neue Arbeitsplätze und ein zusätzliches Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent jährlich.