Torte für Seehofer, Jubel für Guttenberg
MÜNCHEN - Der CSU-Chef bekommt zum Zweijährigen nur Backwerk. Applaus gibt’s für einen anderen. Seehofer weiß nicht so recht wie ihm geschieht. „Sonst bin ich eher entsetzt“, stammelt er. „Jetzt bin ich verblüfft.“
Es ist die schwärzeste Torte, die es gibt: Eine Sacher, verziert mit einer großen Zwei aus Marzipan und zwei Kerzen. Die überreicht SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher im Steinernen Saal des Landtags Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer zu einem ganz besonderen Jubiläum. „Vor genau zwei Jahren sind Sie hier gewählt worden“, flötet der Oppositionsführer süffisant. „Immerhin sind Sie schon ein Jahr länger als Günther Beckstein im Amt. Respekt in diesen Zeiten.“
Seehofer weiß nicht so recht wie ihm geschieht. „Sonst bin ich eher entsetzt“, stammelt er. „Jetzt bin ich verblüfft.“ Schnell hat er sich wieder gefasst: „Ob mir das jetzt auf dem Parteitag Schwierigkeiten macht?“ Bis ein Reporter des bayerischen Rundfunks ihm frech das Mikrofon vor den Mund hält und fragt: „Von den eigenen Leuten bekommen Sie ja keine Torte mehr. Oder?“ Seehofer zuckt zusammen. Fast lässt er die Torte fallen. Rinderspacher kommt zu Hilfe. Mit einem dicken Fingerabdruck kann Seehofer seine süße Überraschung gerade noch retten.
Die CSU hat am Abend zuvor im Landtag einem anderen eine Torte geschenkt: Karl-Theodor zu Guttenberg. Eine mit einem großen Edelweiß drauf. Beim Arbeitskreis Wehrpolitik, der sein 25-jähriges Bestehen feiert.
Der Senatssaal war überfüllt mit gut 450 Gästen. „Für die CSU-Fraktion war es die bestbesuchte Veranstaltung der letzten Jahre. Für den Arbeitskreis die beste, die es je gab“, sagt CSU-Wehrexperte Johannes Hinterberger. Kurz von 19 Uhr steigt KTG im zweiten Stock aus dem Lift, breitet seine Arme aus, strahlt. „Der Verkünder kommt“, beschreibt ein Beobachter die Szene. Die CSU huldigt ihren Hoffnungsträger. Der Freiherr wird im Landtag gefeiert. Alle drängen sich um ihn.
Das stellte sogar Bayerisch-Hollywood in den Schatten: Die Premiere des Thrillers „Der Kater“ im Landtag mit Bruno Ganz in der Hauptrolle, hatte wegen Guttenberg von Dienstag auf Montag vorverlegt werden müssen. In dem Streifen geht es um Macht, Intrigen und den Abgang eines Spitzenpolitikers.
Über den hat in der CSU jetzt die Abstimmung mit den Füßen begonnen. „Die Herzen hat Guttenberg ja schon alle erobert“, sagt ein führender CSU-Abgeordneter. In der SPD sticheln die Tortenträger von Fraktionschef Rinderspacher: „Den dritten Geburtstag wird Seehofer ja wohl nicht mehr erleben.“ Der Oppositionschef, der vor wenigen Tagen sein erstes Jahr hinter sich gebracht hat, schwelgt in Träumen: „Wenn ich dann in die Staatskanzlei einziehe, wechsle ich die Strauß-Büste durch ein IKEA-Regal aus.“
Und Horst Seehofer? Der macht mit seiner schwarzen Torte in der Hand gute Miene zum bösen Spiel. „Ich freu’ mich auf den Parteitag am Freitag und Samstag.“
A. Böhm