Thomas Kreuzer: Geräuschlos, erfahren, loyal
München – Eine „Allzweckwaffe“ sei Kreuzer, sagt Seehofer. Und die scheidende Fraktionschefin Christa Stewens würdigt den Kemptener als „erfahrenen Fährmann“, der zudem bescheiden und in keiner Weise übermütig sei.
Und das ist eine weitere Eigenschaft, die Kreuzer aus Seehofers Warte zum idealen Fraktionschef machen muss: Der Allgäuer ist zwar ehrgeizig, zählt aber nicht – wie Ilse Aigner oder Markus Söder – zu den Thronanwärtern. Es steht für Seehofer derzeit nicht zu befürchten, dass ihm Kreuzer gefährlich werden könnte – auch wenn der nun der Chef der 101 Abgeordneten ist und damit eine starke Hausmacht hat.
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Kreuzer, der sich für den Tag seiner Wahl eine Krawatte mit kleinen weiß-blauen Rauten ausgesucht hat, sagt auch schon, wie er seine Aufgabe und die Rolle der Fraktion sieht. „Das gibt uns die Verfassung auf, dass das Parlament die Regierung kontrolliert. Und das werden wir wahrnehmen, und zwar effektiv, darauf können sie sich verlassen“, sagt er. Allerdings ist Kreuzer kein Mann, der den öffentlichen Streit sucht. Er sei in der Sache hart, aber er sei dafür, dass man sich immer intern sachlich auseinandersetze.
Auch Seehofer betont, er habe Kreuzer in der Staatskanzlei als „eigenständigen Kopf“ erlebt. Vor allem „das Verhältnis zwischen einem studierten Juristen und einem Erfahrungsjuristen“ habe immer wieder zu unterschiedlichen Positionen geführt, berichtet er.
Kreuzer war vor seiner politischen Karriere Staatsanwalt und Richter. Seit 1994 sitzt er für die CSU im Landtag. Im Jahr 2003 wurde der Kettenraucher stellvertretender Fraktionschef, 2008 dann Parlamentarischer Geschäftsführer – er wird deshalb als Fraktionsmanager geschätzt. 2011 holte ihn Seehofer ins Kabinett, erst als Kultusstaatssekretär, dann als Staatskanzleichef.
Dass er auch heikle Aufgaben bewerkstelligen kann, hat Kreuzer vor allem im Landtag wiederholt unter Beweis gestellt: Er leitete für seine Fraktion mehrere Untersuchungsausschüsse, unter anderem den zum Milliardendebakel bei der BayernLB. Sogar die Opposition zollte dem Mann mit der tiefen, sonoren Stimmer Respekt für seine Sachkenntnis.