Terroristen von Barcelona vor dem Richter

Die Terrorzelle von Barcelona ist zerschlagen. Nach den Anschlägen der vorigen Woche stehen die Behörden in Spanien aber noch vor offenen Fragen. Das Verhör der vier mutmaßlichen Terroristen, die lebend gefasst wurden, soll nun zur Aufklärung beitragen.
dpa/AZ |
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Ein Polizist unweit der Stelle, an der Younes Abouyaaquoub erschossen wurde.
dpa/Emilio Morenatti/AP Ein Polizist unweit der Stelle, an der Younes Abouyaaquoub erschossen wurde.

Madrid - Fünf Tage nach den Anschlägen mit insgesamt 15 Toten in Spanien sind die festgenommenen Mitglieder der Terrorzelle dem Untersuchungsrichter vorgeführt worden.

Die vier jungen Männer wurden am Dienstag von einem großen Polizeiaufgebot in Handschellen und unter riesiger Medienaufmerksamkeit zum Staatsgerichtshof in Madrid gebracht. Die Behörden wollen unter anderem herausfinden, ob die Gruppe Helfer in Spanien hatte und ob sie Verbindungen ins Ausland unterhielt.

Die anderen acht Mitglieder der laut der Polizei zerschlagenen Zelle sind alle tot. Am Montag hatten Beamte in Subirats unweit von Barcelona den als Haupttäter beschuldigten Younes Abouyaaquoub erschossen. Der 22-Jährige soll den Lieferwagen gesteuert haben, mit dem Dutzende Passanten am Donnerstag auf Barcelonas Flaniermeile Las Ramblas niedergefahren wurden. Dabei tötete der Marokkaner 13 Menschen. Auf seiner Flucht hatte Abouyaaquoub noch einen weiteren Menschen ermordet, um an das Auto des Mannes zu kommen.

Der als Kopf der Terrorzelle gesuchte Imam Abdelbaki Es Satty kam zusammen mit einem weiteren Terroristen wenige Stunden vor den Anschlägen bei der Explosion in einem Haus in Alcanar südlich von Barcelona ebenfalls ums Leben. Das bestätigte der Chef der Regionalpolizei von Katalonien, Josep Lluís Trapero, am Montag. Im Haus soll die Zelle ihre Anschläge geplant haben.

Als erster der vier Festgenommenen wurde nach Justizangaben Mohamed Houli Chemlal befragt. Der 21-Jährige war bei der Explosion in Alcanar verletzt worden. Der junge Mann, der im Schlafanzug zur Anhörung gebracht wurde, habe in knapp eineinhalb Stunden alle Fragen des Richters und der Staatsanwältin beantwortet. Die Staatsanwältin habe für ihn danach Untersuchungshaft ohne Anrecht auf Kaution gefordert, hieß es. Die drei anderen Verdächtigen sollten erst abends befragt werden.

Die Ermittler wollen unter anderem auch feststellen, wo sich der mutmaßliche Haupttäter Abouyaaqoub in den drei Tagen nach dem Anschlag in Barcelona aufhielt und ob er auf der Flucht Hilfe erhielt. Spanischen Medienberichten zufolge vermutet die Polizei, dass er zuletzt nur zu Fuß unterwegs gewesen sei. Er sei ungepflegt gewesen, schrieb die Zeitung "La Vanguardia". Abouyaaquoub habe die Kleidung gewechselt, habe aber keine Tasche, kein Telefon oder Bargeld bei sich gehabt.

Bei dem Anschlag in Barcelona und einem wenig später vereitelten Attentat im Küstenort Cambrils rund 100 Kilometer südwestlich der katalanischen Metropole starben insgesamt 15 Menschen; mehr als 120 - darunter 13 Deutsche - wurden verletzt. Am Dienstag wurden noch 43 Verletzte in Krankenhäusern behandelt, wie die stellvertretende Regierungschefin Soraya Saéz de Santamaría im Fernsehen mitteilte. "Einige befinden sich noch in kritischem Zustand", sagte sie.

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