Terrorgefahr: Behörden tappen weitgehend im Dunkeln

Welche Städte im Fokus von möglichen terroristischen Anschlägen stehen, ist noch unklar. Das sagte bayerns Innenminister Joachim Herrmann. „Ein Anschlag im ländlichen Raum ist sicherlich ziemlich unwahrscheinlich."
von  Abendzeitung
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HAMBURG - Welche Städte im Fokus von möglichen terroristischen Anschlägen stehen, ist noch unklar. Das sagte bayerns Innenminister Joachim Herrmann. „Ein Anschlag im ländlichen Raum ist sicherlich ziemlich unwahrscheinlich."

Die Sicherheitsbehörden tappen nach Einschätzung von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) nach der Warnung vor einem Terroranschlag weitgehend im Dunkeln.

„Letztendlich weiß keiner von uns, wie belastbar solche Informationen sind“, sagte er am Freitag am Rande der Innenministerkonferenz in Hamburg dem Nachrichtensender N24. „Man muss immer wissen, dass gerade im Bereich des Islamismus auch sehr viel psychologische Kriegsführung stattfindet. Das heißt, dass wir alle in Angst und Schrecken versetzt werden sollen und möglicherweise am Schluss auch gar nichts passiert.“

Deshalb könne derzeit nur gemutmaßt werden, welche Stadt im Fokus stehe. „Ein Anschlag im ländlichen Raum ist sicherlich ziemlich unwahrscheinlich. Das heißt, dass natürlich damit Berlin, Hamburg, München, Frankfurt, Köln und dergleichen Städte sicherlich eher gefährdet sind als kleine.“ Aber es gebe bislang keinen besonderen Hinweis auf eine ganz bestimmte Stadt, sagte Herrmann. Gleiches gelte für den Termin und die Art eines möglichen Anschlags.

Die Innenminister von Bund und Ländern hatten am Morgen die Beratungen auf ihrer Herbstkonferenz wieder aufgenommen. Zentrale Themen sind neben der aktuellen Terrorbedrohung der Streit um die Vorratsdatenspeicherung, die Reform des Ausländerrechts und eine stärkere Kontrolle der Prostitution. Ergebnisse des Treffens wollen die Ressortchefs am Mittag auf einer Pressekonferenz im Rathaus veröffentlichen. Bereits am Donnerstag hatte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) angekündigt, dass sich die Bürger wegen der Terrordrohungen für längere Zeit auf erhöhte Sicherheitsvorkehrungen einstellen müssen.

Nach Einschätzung der Polizei müssen die verschärften Sicherheitskontrollen mindestens bis zum Jahresende aufrechterhalten werden. „Die Sicherheitsbehörden stellen sich darauf ein, dass der Ausnahmezustand mindestens bis zum Jahresende anhält“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Freitag). Für Dezember geplante Urlaube und freie Tage seien Polizisten vielerorts bereits gestrichen worden.

Unterdessen berichteten das ZDF und der US-Sender CNN, dass das vor einem Air-Berlin-Flug nach Deutschland in Namibia gefundene verdächtige Gepäckstück keinen Sprengsatz enthalten habe. Es handelte sich offensichtlich um eine Art Testlauf mit einem Dummy einer Behörde, berichtete das „heute journal“ am Donnerstagabend unter Berufung auf US-Sicherheitsbeamte. Wie CNN meldete, hat auch Air Berlin bestätigt, dass die verdächtige Computertasche keinen Sprengstoff enthielt.

Wegen des Bombenverdachts war die Maschine von Windhuk nach München mehrfach kontrolliert worden und mit Stunden Verspätung abgeflogen. Bundesinnenminister de Maizière äußerte sich im ZDF zurückhaltend zu dem Gepäckstück. Befragt nach Angaben, wonach es sich um eine Sprengsatz-Attrappe handelt, wie sie die Amerikaner zu Testzwecken benutzen, sagte der Minister, er wolle auf die Auskünfte seiner Sicherheitsexperten warten. Das Bundeskriminalamt hat Experten nach Namibia entsandt.

dpa

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