Terror überschattet Parlamentswahl im Irak

Die zweite Parlamentswahl im Irak seit dem Sturz des Saddam-Regimes ist am Sonntag von Terroranschlägen überschattet worden. Alleine in Bagdad starben binnen weniger Stunden zehn Zivilisten, 27 Menschen wurden verletzt.
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Eine Irakerin gibt ihren Stimmzette ab
dpa Eine Irakerin gibt ihren Stimmzette ab

BAGDAD - Die zweite Parlamentswahl im Irak seit dem Sturz des Saddam-Regimes ist am Sonntag von Terroranschlägen überschattet worden. Alleine in Bagdad starben binnen weniger Stunden zehn Zivilisten, 27 Menschen wurden verletzt.

Die Wähler strömten trotzdem in großer Zahl zur Stimmabgabe. Einige Familien zogen es allerdings vor, zu Hause zu bleiben, nachdem in ihren Vierteln Granaten und Katjuscha-Raketen eingeschlagen waren. In Bagdads vorwiegend von Schiiten bewohnter Vorstadt Sadr-City bildeten sich lange Warteschlangen vor den Wahllokalen. Das Ergebnis der ersten Wahl seit dem Abzug der US-Truppen aus Städten und Dörfern wird jedoch frühestens in einer Woche bekanntgegeben.

In der 400 Kilometer nördlich von Bagdad gelegenen Stadt Mossul wurden fünf Wahllokale geschlossen, nachdem ein Wahllokal von einer Mörsergranate getroffen worden war. Nach Polizeiangaben wurden sechs Wahlbeobachter verletzt. An anderer Stelle in Mossul wurden ein Lokalpolitiker und acht seiner Begleiter verletzt, als ihr Konvoi an einer Straßensperre unter Beschuss geriet. Nach Angaben der Polizei erlitten 13 Menschen in Iskanderija südlich von Bagdad Verletzungen durch Granatenbeschuss.

Die Iraker ringen seit dem Sturz von Diktator Saddam Hussein im April 2003 durch die Amerikaner um eine politische Neuordnung. Im vergangenen Sommer waren die US-Truppen aus den Städten und Dörfern abgezogen. Für die US-Regierung ist es wichtig, dass der politische Prozess im Irak nicht ins Stocken gerät, damit sie ihren Truppenabzug wie geplant fortsetzen kann.

Derzeit sind noch rund 96 000 Amerikaner im Irak stationiert. Ende 2011 sollen alle Einheiten das Land verlassen haben. Ministerpräsident Nuri al-Maliki hatte noch vor zwei Tagen erklärt, er wolle die US-Truppen bitten, länger zu bleiben, falls die irakischen Sicherheitskräfte bis dahin noch nicht in der Lage sein sollten, alle Aufgaben von den Amerikanern zu übernehmen.

Der Vorsitzende der Schiiten-Partei Hoher Islamischer Rat im Irak (SICI), Ammar al-Hakim, äußerte sich optimistisch, dass die Anschläge vom Sonntag die von den Terroristen erhoffte Wirkung verfehlen: „Diese Explosionen werden die Wähler nicht davon abhalten können, ihre Stimmen abzugeben.“ Sein größter Rivale, der schiitische Ministerpräsident Al-Maliki, sagte nach der Stimmabgabe: „Wir begehen heute einen Festtag, nachdem wir viele Schwierigkeiten zu überwinden hatten.“

Auch aus den Provinzen Anbar und Salaheddin wurden Explosionen gemeldet. In den drei kurdischen Autonomieprovinzen Erbil, Suleimanija und Dohuk verlief der Wahltag friedlich. „Es ist fast wie ein Picknick“, sagte ein Beobachter.

Die streng bewachte Grüne Zone von Bagdad, in der die Politiker wählten, wurde von vier Mörsergranaten getroffen. Dort wurde aber niemand verletzt. Vor allem in den Siedlungsgebieten der Sunniten hatten Extremisten zuvor Flugblätter verteilt, auf denen sie jedem drohten, der sich an der Wahl beteiligt. Die Polizei hob ein aus Sicherheitsgründen verhängtes Fahrverbot in einigen Gebieten auf, um es den Wählern leichter zu machen, zu den Urnen zu gelangen.

Insgesamt bewarben sich 6291 Kandidaten um die 325 Abgeordnetenmandate. Für Frauen wurden bei dieser Wahl letztmalig 25 Prozent der Sitze reserviert.

dpa

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