Terror-Spur ins Saarland
In Völklingen brannten über Jahre wiederholt Häuser von Migranten. Nun ist in dem Ort eine DVD der Zwickauer Zelle aufgetaucht
SAARBRÜCKEN - Seit Jahren hat eine Serie von Brandanschlägen die Menschen im Saarland verunsichert. Nun wird deutlich: Diese Angriffe könnten die Handschrift rechtsextremen Terrors tragen. In der Moschee des Ortes ist eine Bekenner-DVD der Zwickauer Terrorzelle aufgetaucht. In Völklingen gab es zwischen 2006 und 2011 zehn Brandanschläge auf Wohnungen, in denen vor allem türkische, afrikanische und arabische Menschen lebten. Zwanzig von ihnen wurden bei den Anschlägen verletzt. Hinzu kam ein hoher Sachschaden.
Erstaunlich ist: In allen Fällen stellte die Polizei die Ermittlungen ein – sie habe keine Hinweise auf eine fremdenfeindliche Tat gehabt. Dabei ist die 40000-Einwohner-Stadt seit Jahren eine Hochburg der NPD, auch „Freie Kameradschaften“ sind in Völklingen aktiv. Ein türkisches Brandopfer hatte der Polizei damals einseitige Ermittlungen vorgeworfen. Nachdem Anfang November die zwölfte DVD in einer Völklinger Moschee aufgetaucht ist, sollen die Vorwürfe noch einmal überprüft werden. Auch ein mögliches Fehlverhalten der Polizei soll dabei untersucht werden.
Der saarländische Generalstaatsanwalt Ralf-Dieter Sahm sagte, dass ein „rechtsextremer Hintergrund nicht auszuschließen, sondern eher wahrscheinlich“ sei. Bei der Aufklärung werde man auch dem Verfassungsschutz die „eine oder andere Frage stellen“. Doch das ist nicht alles: Mehrere Indizien sprechen dafür, dass die Terrorzelle auch hinter dem Bombenanschlag auf die Wehrmachtsausstellung 1999 in Saarbrücken steht.
Das Drohschreiben, das nach dem Anschlag die Behörden erreichte, enthält Hinweise auf einen ostdeutschen Verfasser. Zudem soll Holger G., der bereits als Unterstützer der Gruppe festgenommen wurde, an Demonstrationen gegen die Wehrmachtsausstellung teilgenommen haben. Ein Journalist hatte außerdem angegeben, er habe kurz nach der Tat einen Mann und eine Frau beobachtet, die sich mit dem Anschlag gebrüstet hätten. Sie seien 20 bis 25 Jahre alt gewesen – eine Beschreibung, die auf Zschäpe passt.
Das Leid hätte womöglich verhindert werden können: Der thüringische Verfassungsschutz hatte dem Trio nach dessen Abtauchen 1998 Strafmilderung angeboten, falls es sich stellt. Der Deal platzte, weil sich die Staatsanwaltschaft Gera querstellte. Begründung: Die Gesuchten würden ohnehin gefasst. Sicher ist: Mehrmals waren die Behörden kurz davor, am Ende kamen sie immer zu spät.
Auffällige Terminwahl
Die Daten der Anschläge in Völklingen:
- In drei Fällen brennt es an einem 3. September. An dem Datum endete 1933 der Reichsparteitag der NSDAP in Nürnberg.
- Drei Häuser brennen am 5. August 2007. Im Jahr 1716 schlug der habsburgische Feldherr Prinz Eugen von Savoyen an dem Tag ein türkisches Heer.
- Ein Haus brennt am 20. April 2010, dem Geburtstag Hitlers.