Technik gegen Taktik: Der ungleiche Gaza-Krieg

GAZA - Knapp drei Wochen dauert nun schon der Krieg im Gazastreifen. Eigentlich hätte Israel die Hamas längst besiegen müssen – doch Waffen alleine reichen nicht aus. So war es schon in anderen Kriegen.
Israels Armee gilt als eine der am besten ausgestatteten der Welt. Trotzdem hat sie es auch nach knapp drei Wochen Gaza-Krieg nicht geschafft, den Raketenbeschuss durch die primitiv ausgerüstete Hamas zu stoppen. Auch in Afghanistan gibt es einen ähnlichen ungleichen Kampf, im Irak oder im Vietnam-Krieg der USA war es ähnlich. Manche Experten nennen solche Kriege ungewinnbar – doch das ist umstritten. Durchgesetzt hat sich der Ausdruck „asymmetrische Kriege“. Die AZ erklärt, worum es sich dabei handelt.
Warum ist es so schwer, die Hamas zu bekämpfen? Das Problem für die Soldaten ist, dass sie für den Kampf gegen andere Armeen ausgebildet sind – also für eine Auseinandersetzung auf Augenhöhe. Gegen technologisch deutlich schwächere Gegner zu kämpfen, bringt ganz andere Herausforderungen. „Statt mit Luftabwehr reagieren Gruppen wie die Hamas mit der Verbreitung von Opfer-Fotos, um die Weltöffentlichkeit für sich zu gewinnen“, sagt Herfried Münkler, Politik-Professor an der Humboldt-Universität Berlin. Zahlreiche Politiker fordern inzwischen weltweit einen Waffenstillstand, auch Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier reiste mit diesem Ziel gestern erneut in die Region.
Was macht die Widerstandsgruppen so stark? „Sie gleichen ihre Unterlegenheit durch hohe Opferbereitschaft aus“, so Münkler. Die entsteht auch durch schlechte Lebensbedingungen, die der Hamas Anhänger zutreiben. Außerdem kennen die Kämpfer ihre Region sehr gut und machen sich dies zu Nutze: „Ein technisch unterlegener Akteur braucht dicht besiedelte Gebiete, unzugängliche Dschungel oder Gebirgslandschaften als Schutzschild.“
Können normale Armeen überhaupt so einen Kampf gewinnen? Ja, glaubt Münkler. Das sei eine Frage der Kriegsstrategie. In einem längeren Auslandseinsatz wie in Afghanistan brauchten die Generäle außerdem viel Flexibilität: „Eine Armee ist ziemlich schlecht aufgestellt, wenn sie in so einem Kampf nur auf militärische Mittel vertraut.“ Starre politische Vorgaben aus entfernten Orten erschwerten es, flexibel zu reagieren und sich an die Bevölkerung langfristig anzunähern“, so Münkler. Aber gerade das sei wichtig.
Welche anderen Möglichkeiten hat Israel? „Sie können versuchen, die palästinensische Bevölkerung im Gaza-Streifen zu infiltrieren, um Informationen zu bekommen über die Leute, die Kassam-Raketen abschießen, um so den Beschuss zu stoppen“, sagt Münkler. Auch Geschäfte mit der Hamas seien denkbar: Strom, Gas und Lebensmittel gegen Raketen-Ruhe. „Das hat aber bisher alles nicht funktioniert.“
Daniel Kummetz