Tausende zur Trauerfeier für schwarzen US-Teenager erwartet

Es ist ein Tag der Trauer, aber auch der Anspannung. Der erschossene schwarze US-Teenager Michael Brown wird zu Grabe getragen, zum Abschiednehmen werden vermutlich Tausende Menschen kommen.
von  dpa

Ferguson/Washington - Mehr als zwei Wochen nach den tödlichen Schüssen eines weißen Polizisten auf Michael Brown nimmt die Öffentlichkeit Abschied von dem schwarzen Teenager. Zur Trauerfeier am Montag in einer Baptistenkirche in St. Louis (Bundesstaat Missouri) mit anschließender Beerdigung werden mehr als 5000 Menschen erwartet. Der schwarze Bürgerrechtler Al Sharpton will die Hauptrede halten. Die Polizei hat sich nach Medienberichten sorgfältig auf den Ansturm von Menschen vorbereitet, will sich aber völlig im Hintergrund halten.

Die Lage in der Stadt hatte sich nach einer Serie gewalttätiger Proteste in den vergangenen Tagen beruhigt. Der unbewaffnete 18-Jährige war am 9. August in Ferguson, einem Vorort von St. Louis, vom Polizisten Darren Wilson erschossen worden. Eine Grand Jury (Anklagekammer) prüft zurzeit, ob der Schütze vor Gericht gestellt werden soll.

US-Präsident Barack Obama schickt drei Mitarbeiter aus dem Weißen Haus, die enge Beziehungen zur afroamerikanischen Gemeinschaft haben, zu der Trauerfeier. Sie ist auf Wunsch der Eltern des Toten öffentlich. In der Kirche selbst gibt es etwa 2500 Plätze, daneben wird zusätzlicher Raum für weitere Tausende mit einer Übertragung auf Leinwänden geschaffen.

Am Samstag hatte es erneut mehrere Protestkundgebungen gegeben, die aber wiederum friedlich verliefen. In St. Louis versammelten sich etwa 100 Menschen zur Unterstützung des Polizisten Wilson. Sie riefen dazu auf, ihn nicht vorzuverurteilen. Eine Internet-Spendenaktion für den Todesschützen hat innerhalb von nur fünf Tagen rund 235 000 Dollar (knapp 180 000 Euro) erbracht.

Der Polizist hat nach dem Vorfall mehrere Todesdrohungen erhalten und hält sich an einem unbekannten Ort auf. Er ist vorläufig vom Dienst befreit und bezieht weiter sein Gehalt. Im Falle einer Anklage kämen aber vermutlich hohe Kosten auf ihn zu.

Obama lässt nach den Auseinandersetzungen in Ferguson die Ausstattung örtlicher Polizisten mit militärischer Ausrüstung überprüfen. Das berichteten die "Washington Post" und die "New York Times" am Samstag unter Berufung auf Regierungsbeamte. Die Polizei in Ferguson war bei den Demonstrationen in Ferguson wiederholt mit schwerer Schutzausrüstung, gepanzerten Fahrzeugen und Sturmgewehren aufgetreten, wie sie US-Soldaten im Irak und Afghanistan tragen. Diese "Militarisierung" der Polizei hatte verbreitet Kritik ausgelöst.

Den Berichten zufolge geht es bei der Überprüfung um ein Bundesprogramm, nach dem städtische Polizeiabteilungen seit Jahren unter anderem mit Zelten, Flugzeugen, gepanzerten Fahrzeugen, Granatwerfern und anderen Waffen aus Militärbeständen versorgt werden. Untersucht werde jetzt, ob dieses Programm "angemessen" sei und die Empfänger für den Umgang mit der Ausrüstung gut genug ausgebildet worden seien.

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