Taliban greifen Kundus aus drei Richtungen an
Kundus – Zwei Jahre nach dem Abzug der Bundeswehr aus Kundus droht die nordafghanische Provinzhauptstadt an die Taliban zu fallen. Die radikalislamischen Aufständischen begannen am Montag eine Offensive zur Eroberung von Kundus-Stadt. "Kundus-Stadt ist am Morgen aus mehreren Richtungen angegriffen worden", sagte Provinz-Polizeisprecher Sajed Sarwar Hussaini. Die Taliban riefen Zivilisten dazu auf, bis zum Ende der Kämpfe in ihren Häusern zu bleiben. Angaben zu Opfern lagen zunächst nicht vor.
"Bislang ist es ihnen gelungen, das Provinzratsgebäude in Kundus einzunehmen, was jetzt ihre Front ist", sagte Provinzratsmitglied Ghulam Rabbani Rabbani zum Vormarsch der Taliban. "Sie haben auch das öffentliche Krankenhaus mit seinen 200 Betten eingenommen und dringen in Richtung der Provinz-Universität vor." Rund 120 Sondereinsatzkräfte seien auf dem Weg in die Stadt, um sich dem Kampf der örtlichen Sicherheitskräfte gegen die Taliban anzuschließen.
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Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid teilte über Twitter mit, in dem Provinz-Krankenhaus suchten Taliban-Kämpfer nach "verwundeten feindlichen Soldaten". Einige Polizisten seien gefangen genommen worden. Die Taliban hätten Fahrzeuge und Waffen erobert und setzten ihren Vormarsch fort. Polizeisprecher Hussaini sagte dagegen: "Afghanische Sicherheitskräfte bekämpfen die Taliban an allen Fronten und deren Vormarsch in Richtung Stadt ist nicht erfolgreich gewesen."
Menschen fliehen zum Flughafen
Ein dpa-Reporter in Kundus sagte, die Taliban hätten wichtige Zufahrtsstraßen zur Stadt abgeschnitten. Ein Regierungsmitarbeiter in Kundus-Stadt, der anonym bleiben wollte, sagte: "Einige Polizeiposten in der Stadt sind ebenfalls eingenommen worden. Taliban-Kämpfer mit ihren Waffen sind überall in der Stadt. Viele Menschen fliehen in Richtung des Flughafens, der etwas sicherer ist."
In der Nähe des Flughafens außerhalb der Stadt unterhielt die Bundeswehr bis vor ihrem Abzug vor zwei Jahren ein Feldlager. Die Nato beendete ihren Kampfeinsatz in Afghanistan im vergangenen Jahr. Der Nachfolgeeinsatz "Resolute Support" dient vor allem der Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte. US-Truppen fliegen allerdings weiterhin Luftangriffe gegen die Taliban.
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