Taliban geben Übergangskabinett in Afghanistan bekannt

Die militant-islamistischen Taliban geben überraschend Teile ihrer Regierung bekannt. Noch überraschender ist, wer Premierminister wird.
dpa |
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Sabiullah Mudschahid, Sprecher der Taliban, spricht während einer Pressekonferenz.
Sabiullah Mudschahid, Sprecher der Taliban, spricht während einer Pressekonferenz. © Muhammad Farooq/AP/dpa
Kabul

Die militant-islamistischen Taliban haben einen Teil ihrer Übergangsregierung in Afghanistan bekanntgegeben.

Demnach wird der wenig bekannte Mullah Mohammed Hassan Achund amtierender Vorsitzender der Minister, was einem Premierminister gleichkommt. Das erklärte der Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Kabul.

Achund ist eins der Gründungsmitglieder der Taliban, war zuletzt in ihrem Führungsrat, der Rahbari Schura, und gilt als enger Vertrauter des Taliban-Führers Haibatullah Achundsada. Der aus Kandahar stammende Achund hielt bereits während der ersten Taliban-Herrschaft wichtige Posten und gilt als gemäßigt.

Mudschahid sagte, man habe sich darauf geeinigt, ein Übergangskabinett zu ernennen und bekanntzugeben, "um die notwendigen Regierungsarbeiten durchführen zu können".

Zu einem von zwei Stellvertretern Achunds wurde Mullah Abdul Ghani Baradar ernannt, der bisherige Vizechef der Taliban, der 2020 für die Taliban das Abkommen mit den USA unter anderem über ein Ende des US-geführten Militäreinsatzes in Afghanistan unterzeichnet hatte. Zweiter Stellvertreter ist Maulawi Abdul Salam Hanafi, der zuletzt im politischen Büro der Taliban in Doha tätig war.

Insgesamt 33 Posten besetzt

Die beiden bisherigen Taliban-Vizechefs Mullah Jakub und Siradschuddin Hakkani werden Verteidigungsminister beziehungsweise Innenminister.

Insgesamt besetzten die Taliban 33 Posten. Die Ernennung der verbleibenden Führungspositionen von Ministerien und Institutionen werde man nach "langer Überlegung" sukzessive bekanntgeben, sagte Mudschahid.

Die Ernennung von Achund zeige, "wie wenig wir im Westen über die Taliban wissen und ihre Entscheidungen voraussagen können", sagt der Afghanistan-Experte Thomas Ruttig von der Kabuler Denkfabrik Afghanistan Analysts Network. Vor der Bekanntgabe waren die allermeisten Beobachter davon ausgegangen, dass Mullah Baradar Premierminister wird.

Die Taliban hatten nach massiven militärischen Gebietsgewinnen Mitte August die Macht in Afghanistan übernommen. Der bisherige Präsident Aschraf Ghani war kurz davor aus dem Land geflohen. Seit ihrer Machtübernahme bemühen sich die Islamisten um eine gemäßigtere Außendarstellung als zu Zeiten ihrer Schreckensherrschaft zwischen 1996 und 2001. Es besteht dennoch weiter die Sorge, dass die militante Gruppe ihre Herrschaft auf Unterdrückung und drakonischen Strafen gründen könnte.

© dpa-infocom, dpa:210907-99-129044/3

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4 Kommentare
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  • BBk am 09.09.2021 06:08 Uhr / Bewertung:

    Seltsam die Taliban halten sich nicht an ihre Zusagen sagt die UNO? Vielleicht hätten die mal die Scharia lesen sollen, da steht doch drin welche „Rechte“ Frauen haben

  • Der wahre tscharlie am 08.09.2021 16:15 Uhr / Bewertung:

    Diese Entscheidungen sind ja alle nur grob vorläufig. Und sie wollen ein Signal Richtung Westen schicken. Seht her, wir können eine "Regierung" bilden. Und vielleicht erhoffen sie sich auch, dass das gesperrte Geld freigegeben wird.
    Aber diese "Regierung" wird in meinen Augen auch grandios scheitern. Denn wer sind die Taliban? Das ist keine Partei, sondern ein zusammengewürfelter Haufen verschiedener Religionen und Ethnien.
    Dass irgendwann Schluß mit den Frauenprotesten ist, sollte einem schon klar sein. Die Hinrichtungen werden dann auch zunehmen. Wobei es jetzt schon Videos im Netz gibt.

  • BBk am 08.09.2021 06:53 Uhr / Bewertung:

    Ja - heute habe ich gelesen die Frauenquote ist null.
    Es sind nur international gesuchte Terroristen in der Regierung - das lässt doch auf beste Beziehungen hoffen.

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