"Tagesschau" zeigte grausame Bilder von Frauen: Wie die Hamas in Israel wütete

Am 7. Oktober kam es zu sexueller Gewalt an Frauen durch die Hamas. Warum viele darüber schweigen – und es Hinweise gibt, dass sie noch nicht vorüber ist.
Heidi Geyer |
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Am Montag protestierten Frauen in Israel gegen die UN-Frauenorganisation, die erst sehr spät auf die Gewaltvorwürfe reagiert haben.
Am Montag protestierten Frauen in Israel gegen die UN-Frauenorganisation, die erst sehr spät auf die Gewaltvorwürfe reagiert haben. © IMAGO/UPI Photo

Eschkol - Zwei Monate ist der Überfall der Hamas auf den Süden Israels her. Schon früh kursierte in den Sozialen Medien ein Video von einer mutmaßlich entführten Frau aus Israel. Sie wird in ein Auto gezerrt. Ihre Hose ist am Unterleib voller Blut. Dass es auch Vergewaltigungen am 7. Oktober gegeben haben soll, hieß es sehr bald. Doch dann wurde es still. Bis in der vergangenen Woche. Seitdem gibt es einen Aufschrei in den Sozialen Medien, immer mehr Berichte werden unter dem Hashtag #ibelieveisraeliwomen publik.

Es sind fürchterliche Schilderungen: Von einer Frau, die von acht bis zehn Männern auf dem Nova Festival vergewaltigt wurde, berichtet Yoni Saadon, der sich verstecken konnte. "Als sie fertig waren, lachten sie und der letzte schoss ihr in den Kopf." Haim Outmezgine ist Helfer eines Rettungsdienstes, der nach dem Überfall als einer der ersten vor Ort war. Er berichtet von mehreren Hinweisen auf sexuelle Gewalt. "Da lagen die Körper zweier Mädchen in einem Feld, beiden wurde in den Kopf geschossen, ihre Beine sind gespreizt. Die eine hat zerrissene Shorts an und wurde in den Unterleib geschossen. Die andere hatte heruntergezogene Jeans und Blutergüsse an ihren Beinen." Es gibt auch Aussagen über eine Frau, der während ihrer Vergewaltigung die Brust abgeschnitten wurde. Die Terroristen spielten dann damit. Derzeit läuft eine riesige Untersuchung der sexuellen Verbrechen der Hamas. Dazu werden Rettungsteams, Notfallsanitäter und Mitglieder des Militärs befragt. Viele berichten von Frauenleichen, deren Becken gebrochen wurden. Oder die massive Blutungen in ihrem Unterleib hatten.

Ruth Halperin-Kaddari.
Ruth Halperin-Kaddari. © Rami Zarnegar

Zudem werden 50.000 Videos von den israelischen Behörden ausgewertet. Offenbar hat sich die Hamas mit der Veröffentlichung dieser Videos gebrüstet, einige der Terroristen trugen sogar GoPro-Kameras oder Bodycams. Der israelische Geheimdienst Shin Bet hat Befehle der Hamas untersucht. Schon jetzt ist klar: Es sind nicht nur wenige Einzelfälle, sondern es handelt sich um einen gezielten Einsatz von sexueller Gewalt.

Für die israelische Rechtswissenschaftlerin Ruth Halperin-Kaddari gibt es keinen Zweifel an den Beweisen für sexuelle Gewalt. Sie leitet das Rackman Center für Frauenrechte an der Bar-Ilan Universität in Tel Aviv, außerdem war sie mehrere Jahre im UN-Ausschuss für die Beseitigung der Diskriminierung der Frau. Es gebe auch Überlebende der Vergewaltigungen, sagt Kaddari. "Sie wenden sich aber noch nicht an die Behörden, weil sie schwer traumatisiert sind." Es werde dauern, bis sie sprechen, sagt Halperin-Kaddari im Gespräch mit der AZ. Laut der Nachrichtenagentur Reuters soll es sich um mehrere Dutzend Frauen handeln.

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Die totale Demütigung und Entmenschlichung des Gegners sei das Ziel

Warum machen Männer so etwas? Zum einen lag es am 7. Oktober vermutlich auch an Drogen, die man den Terroristen gegeben habe, sagt Halperin-Kaddari. Das sei aber nur ein Teilaspekt, der zur Enthemmung geführt habe. Grundsätzlich sei sexuelle Gewalt auf kollektiver Ebene etwas völlig anderes als sexuelle Verbrechen, die Individuen begehen. "Es geht dabei nicht um einzelne Frauen oder Lust. Vielmehr symbolisiert ein einzelner Frauenkörper den Körper einer ganzen Nation", sagt die Expertin für Menschenrechte der AZ. Die totale Demütigung und Entmenschlichung des Gegners sei das Ziel.

Gegen Israel gibt es laut Halperin-Kaddari zwar Vorwürfe von sexueller Belästigung gegenüber Palästinenserinnen, etwa bei Gefangenen oder auch an Check-Points. "Aber Israel hat nie solche sexuellen Gräueltaten begangen wie die Hamas am 7. Oktober!" Das Grauen von damals geht jedoch weiter, sagt Halperin-Kaddari. "Es gibt eindeutige Hinweise von befreiten Geiseln, dass die Übergriffe auf die entführten Frauen in Gaza weitergehen." US-Präsident Joe Biden (Demokraten) hat diese Art von Gewalt am Dienstag verurteilt und als "abstoßend" bezeichnet. Ein Sprecher des US-Außenministeriums sagte, weitere weibliche Geiseln werden nicht freigelassen, weil die Hamas nicht wolle, dass sie erzählen, was ihnen passiert sei.

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Die Vereinten Nationen sind laut Israel nicht unabhängig

Viele Israelis fühlen sich im Stich gelassen vom Westen, aber gerade auch von den Vereinten Nationen. Und das auch wegen der Gewalt an Frauen. Erst am 1. Dezember, also fast zwei Monate nach dem Überfall durch die Hamas, hat die UN-Frauenorganisation zu dem Überfall durch die Hamas Stellung bezogen – nachdem sie bereits mehrfach zum Schicksal der Menschen in Gaza Pressemitteilungen veröffentlicht hat. Zweifellos: Auch das Leid der Menschen in Gaza müsse anerkannt werden. Das sagt Halperin-Kaddari im Gespräch mit der AZ, sieht jedoch die Verantwortung nicht bei Israel: "Sie werden als Schutzschild von der Hamas benutzt."

Das Verhältnis Israels und der UNO ist seit langem schwierig. Israel kritisiert unter anderem das UN-Hilfswerk für die Palästinenser. Israel wirft UNWRA vor, die Zahl der Palästina-Flüchtlinge künstlich zu erhöhen und sich nicht genügend von der Hamas abzugrenzen. Halperin-Kaddari vermutet, dass die Vereinten Nationen nicht aus ihrem "Framing" aussteigen könnten, bei dem sie die Palästinenser immer als ultimative Opfer und Israel als Aggressor sehen würden. "Sie können einfach nicht akzeptieren, dass die Situation sich gedreht hat", sagt die Professorin. Neben den Behörden in Israel ermittelt auch der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag zu den Verbrechen. Auch eine UN-Kommission soll nun für Aufklärung sorgen. Doch Israel hat schon angekündigt, dass es mit Letzterer nicht kooperieren werde, weil sie nicht unabhängig sei.

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7 Kommentare
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  • eule75 am 07.12.2023 20:35 Uhr / Bewertung:

    Und umgekehrt?

  • Candid am 07.12.2023 18:39 Uhr / Bewertung:

    Warum geben Greta Thunberg und "Fridays for Future" nicht ihrer Kommentare zu diesen abscheulichen Verbrechen ab?

  • Monaco_Flote am 07.12.2023 22:15 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Candid

    Weil die Linken sich mit den Islamisten gut verstehen.

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