Syrischer Flüchtling: Al-Bakr wollte sich freikaufen

Der unter Terrorverdacht stehende Syrer Dschaber al-Bakr hat offenbar versucht, die drei syrischen Flüchtlinge zu bestechen, die ihn in einer Leipziger Wohnung zunächst aufnahmen und dann überwältigten, als sie ihn vom Polizei-Fahndungsaufruf wiedererkannten.
von  dpa

Dresden/Berlin - Nachdem ihn drei syrische Flüchtlinge überwältigt hatten, soll der unter Terrorverdacht stehende Dschaber al-Bakr seinen Landsmännern Geld geboten haben, um sich die Freiheit zu erkaufen. "Er hat versucht, uns mit Geld zu bestechen", sagte Mohammed A. dem Sender RTL. Der junge syrische Flüchtling hatte den gesuchten Terrorverdächtigen dem Bericht zufolge mit in seine Wohnung im Leipziger Stadtteil Paunsdorf genommen, nachdem dieser ihn am Hauptbahnhof angesprochen und nach einer Übernachtungsmöglichkeit gefragt habe.

Erst in der Wohnung sei ihm der Polizei-Fahndungsaufruf bei Facebook aufgefallen, hieß es. Daraufhin habe er Freunde informiert und die Polizei verständigt. "Wir haben ihm gesagt, du kannst uns so viel Geld geben wie du willst, wir lassen dich nicht frei", sagte Mohammed A. "Dann haben wir ein Stromkabel geholt und ihn gefesselt."

Sein Anruf bei der Polizei sei zunächst aufgrund von Verständigungsproblemen erfolglos geblieben, schilderte der Syrer weiter. Daraufhin sei er mit einem Foto von Al-Bakr zu einem Polizeirevier gefahren. Das Foto, das in der Sendung eingeblendet wurde, zeigt, wie einer der Flüchtlinge den Gesuchten auf einem Sofa im Schwitzkasten hält. Die Füße Al-Bakrs sind mit dem Kabel einer Verteilersteckdose gefesselt.

Schließlich habe die Polizei den Terrorverdächtigen in Paunsdorf abgeholt. "Ich war total wütend auf ihn. So etwas akzeptiere ich nicht - gerade hier in Deutschland, dem Land, das uns die Türen geöffnet hat", sagte Mohammed A.

Al-Bakr sollte offenbar im Auftrag des IS Bahnhöfe und Flughäfen in Deutschland angreifen. Das sagte der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, der ARD.

"Wir hatten Hinweise - nachrichtendienstliche Hinweise -, dass er zunächst einmal Züge in Deutschland angreifen wollte. Zuletzt konkretisierte sich dies mit Blick auf Flughäfen in Berlin."

Maaßen begrüßte Forderungen aus der CSU, die Geheimdienste stärker in die Überprüfung von Asylbewerbern einzubeziehen. "Die Aufgabe der Nachrichtendienste besteht darin, aus einer unklaren Lage eine klare Lage zu machen. (...) Deshalb ist jede Information aus jeder Datenbank hilfreich", sagte Maaßen im ZDF-"Morgenmagazin". Im Fall des Verdächtigen Dschaber al-Bakr aus Chemnitz hätte dies zwar vielleicht nicht geholfen - aber "in anderen Fällen kann das schon notwendig sein".

Die CSU hatte nach dem Sprengstofffund ihre Forderung nach einer lückenlosen Überprüfung aller Flüchtlinge bekräftigt. Auch all diejenigen, die bereits im Land seien, müssten "auch unter Beiziehung unserer Nachrichtendienste" überprüft werden, sagte Parteichef Horst Seehofer.

SPD- und Grünen-Politiker warnten vor einem pauschalen Verdacht gegen geflüchtete Menschen. Der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD) sagte der "Neuen Westfälischen": "Es wäre falsch, Hunderttausende Menschen, die vor Krieg und Terror nach Deutschland geflüchtet sind, jetzt unter Generalverdacht zu stellen".

"Ein großartiger Erfolg der deutschen Sicherheitsbehörden"

"Uns ist es gelungen, kurz vor zwölf Uhr einen Terroranschlag zu verhindern. Das war ein großartiger Erfolg der deutschen Sicherheitsbehörden", sagte Maaßen. Es könne immer wieder passieren, dass Fehler gemacht werden - es könne jedoch auch passieren, dass die Umstände nicht so seien, dass zugegriffen werden könne.

Schon Anfang September habe es Hinweise gegeben, dass die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) einen Anschlag auf Infrastruktureinrichtungen in Deutschland geplant habe. "Wir haben - man kann sagen - bis Donnerstag letzter Woche gebraucht, um herauszufinden, wer ist dafür in Deutschland verantwortlich", sagte Maaßen.

Am Freitag hatte das Bundesamt für Verfassungsschutz den Hinweis auf Al-Bakr an die sächsische Polizei weitergegeben. Eine Festnahme am Samstagmorgen in Chemnitz war zunächst fehlgeschlagen. Durch die Ergreifung des 22-Jährigen am Montag in Leipzig wurde nach Angaben der Ermittlungsbehörden ein größerer Anschlag wie in Frankreich oder Belgien verhindert.

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