Syrische Opposition wählt Übergangsregierungschef
Istanbul - Der Regimekritiker Ghassan Hitto (50) ist von der syrischen Opposition zum Ministerpräsidenten einer Übergangsregierung gewählt worden. Das berichteten Oppositionelle nach der Abstimmung in Istanbul in der Nacht.
Der in Damaskus geborene Manager und IT-Fachmann hat die Unterstützung der syrischen Muslimbruderschaft. Während seiner Zeit in den USA hatte er sich in einer Organisation engagiert, die gegen die "Diskriminierung von Arabern, Muslimen und Asiaten" kämpft.
Hitto ist gegen Verhandlungen mit dem Regime von Präsident Baschar al-Assad. Der 50-Jährige erhielt 35 Stimmen, drei Stimmen mehr als der zweitplatzierte Asaad Mustafa. Mustafa war unter dem Vater von Machthaber Baschar al-Assad, dem früheren Präsidenten Hafis al-Assad, Landwirtschaftsminister gewesen.
Hitto hatte in den vergangenen Jahren mit seiner Familie in den USA gelebt und war erst vor kurzem in die Türkei umgezogen, um sich der Hilfe für syrische Flüchtlinge und Vertriebene zu widmen. Die Oppositionellen, die seit Montagmorgen in einem Hotel in Istanbul tagten, erklärten, die von Hitto zu bildende Regierung werde ihren Sitz in den "befreiten Gebieten" Syriens haben.
Die Gegner des Assad-Regimes hatten lange darüber gestritten, ob jetzt schon der richtige Zeitpunkt für die Bildung einer eigenen Regierung gekommen sei. Außerdem fiel es den verschiedenen Fraktionen sehr schwer, sich auf einen gemeinsamen Kandidaten zu einigen. An der Abstimmung über den Regierungschef nahm die Führungsriege der Nationalen Syrischen Koalition unter Leitung von Muas al-Chatib teil. Die Mitglieder der oppositionellen Koalition durften sich nicht um den Posten bewerben. Hitto soll nun binnen weniger Tage seine Regierungsmannschaft vorstellen, die dann von der Führung der Koalition gebilligt werden muss.