Syrienkrieg überschreitet Grenzen: 24.500 Tote

Der Bürgerkrieg in Syrien bedroht zunehmend die Nachbarländer und fordert immer mehr Tote. Die Opposition zählte bisher rund 24.500 Tote auf allen Seiten.
dpa |
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Der Bürgerkrieg in Syrien bedroht zunehmend die Nachbarländer und fordert immer mehr Tote. Nach Jordanien und dem Libanon verzeichnete am Donnerstag der Irak eine Grenzverletzung durch syrische Streitkräfte. Die Opposition zählte bisher rund 24 500 Tote auf allen Seiten.

Damaskus/Istanbul -  Seit Beginn der Unruhen im März 2011 seien mindesten 17 281 Zivilisten getötet worden, berichtete die oppositionelle Organisation Syrischer Menschenrechts-Beobachter in London. Dazu kämen 6163 gefallene syrische Soldaten und 1051 getötete Rebellen.

Aus Militärkreisen in der irakischen Provinz Anbar verlautete, ein syrisches Kampfflugzeug habe sich vier Minuten lang nahe dem geschlossenen Grenzübergang Al-Kaim im irakischen Luftraum aufgehalten. Der Pilot habe vermutlich Kämpfer der Freien Syrischen Armee (FSA) im syrischen Grenzort Al-Bukamal im Visier gehabt. Hunderte Zivilisten steckten in Al-Bukamal fest, meldeten irakische Medien. Die syrischen Rebellen berichteten von Luftangriffen mit Flugzeugen des Typs MiG 21 in dem Gebiet. Der Irak hatte Al-Kaim am Vortag wegen der Präsenz von FSA-Truppen mit Betonsperren blockiert.

Der Krieg wird zudem nach Einschätzung von Amnesty International (AI) zunehmend auf dem Rücken von Zivilisten ausgetragen. Das Rote Kreuz fordert daher Kampfpausen zur Versorgung der notleidenden Bevölkerung. Nach Angaben von EU und Vereinten Nationen benötigen mindestens 2,5 Millionen Syrer dringend humanitäre Hilfe.

Insbesondere der Einsatz der Luftwaffe und Artillerie gegen die Rebellen in Aleppo bringt die Zivilbevölkerung in Gefahr. "In der weit überwiegenden Mehrheit der Fälle werden die Menschen Opfer von Angriffen der Regierungstruppen, unter Verletzung der internationalen Menschenrechtsgesetzgebung", berichtete Amnesty in London. Einige Angriffe seien gezielt auf Zivilisten gerichtet.

Amnesty-Aktivisten waren in der ersten Augusthälfte für zehn Tage in der größten Stadt Syriens gewesen. In dieser Zeit seien mindestens 80 Zivilisten getötet und viele weitere verletzt worden. Eine Gefahr für Zivilisten seien auch die oft unorganisierten Rebellen, die mitten unter ihnen aktiv würden. Viele gäben sich als FSA-Kämpfer zu erkennen, seien aber mit diesen nur lose verbunden. Täglich seien Leichen meist junger Männer mit Folterspuren aufgefunden worden.

Die Gegner des Regimes von Präsident Baschar al-Assad zählten bis zum Nachmittag 90 Tote in Syrien. Darunter seien zehn Männer im Damaszener Stadtviertel Kafr Susa, die anscheinend in Gefangenschaft getötet worden seien, hieß es. An der Grenze zum Libanon starben vier libanesische Zivilisten. Die heftigsten Kämpfe wurden aus Damaskus und Aleppo sowie den Provinzen Idlib und Deir as-Saur gemeldet.

Vor der Grenze zur Türkei sollen Hunderte Familien festsitzen, die nach den Kämpfen in der Provinz Aleppo ihre Dörfer verlassen hatten. "Sie übernachten im Freien. Die Versorgungslage ist sehr schlecht", sagte ein Aktivist im grenznahen Lager Kilis in der Türkei. Die Türkei hat bereits 70 000 syrische Flüchtlinge aufgenommen. Ankara fordert die Einrichtung einer Schutzzone auf der syrischen Seite der Grenze, falls der Strom der Flüchtlinge weiter anschwellen sollte.

Hicham Hassan vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in Genf sagte der Deutschen Presse-Agentur, seit nahezu vier Wochen seien die Helfer nicht mehr in der Lage, bestimmte Gebiete in Aleppo und Homs zu erreichen. Der Syrische Rote Halbmond, dessen Helfer vom IKRK ausgestattet werden, habe seine Tätigkeit in vielen Teilen des Landes eingestellt oder stark eingeschränkt.

Dennoch versuchten Freiwillige weiter, zu den Notleidenden zu gelangen, sagte Hassan. "Humanitäre Hilfe muss die Menschen so schnell wie irgend möglich erreichen." Dafür seien Kampfpausen wichtig, wie sie die UN und die EU forderten.

Trotz Eingreifens regulärer Truppen kämpften in der libanesischen Stadt Tripoli mit den syrischen Rebellen sympathisierende Sunniten gegen Alawiten, die hinter Assad stehen. In Damaskus stemmten sich Bewohner eines Vorortes mit 300 000 Einwohnern gegen ein Übergreifen des Bürgerkrieges auf ihr Viertel Dscharamana. Sie forderten in einer Erklärung das Ende der Bewaffnung der Bewohner. In Dscharamana leben vor allem Drusen, aber auch Angehörige der Ostkirchen, irakische Flüchtlinge, Palästinenser, Ismailiten, Alawiten und Armenier.

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