Syrien: Putin warnt vor militärischen Erfolg der Assad-Gegner

Die syrische Opposition tut sich schwer mit der Bildung einer Übergangsregierung, die ihren Sitz in den "befreiten Gebieten Syriens" haben soll.
von  dpa

Moskau/Istanbul - Die syrische Opposition tut sich schwer mit der Bildung einer Übergangsregierung, die ihren Sitz in den "befreiten Gebieten Syriens" haben soll.

Aus Kreisen der Regimegegner hieß es, es fehle sowohl an Geld als auch an einer Einigung darüber, wer Regierungschef werden solle. Die Regierung soll aus der erst kürzlich gegründeten oppositionellen Nationalen Syrischen Koalition unter Moas al-Chatib hervorgehen, in der die Muslimbruderschaft eine tragende Rolle spielt.

Die Koalition hatte sich diese Woche bei einem Treffen mit Kommandeuren der Freien Syrischen Armee auf eine gemeinsame Strategie geeinigt. In einer gemeinsamen Erklärung, die von General Salim Idriss und Al-Chatib unterzeichnet wurde, heißt es, ihr Ziel sei es, das Regime zu stürzen, den Sicherheitsapparat aufzulösen und die Bildung einer Übergangsregierung zu unterstützen.

Kremlchef Wladimir Putin warnte vor einem militärischen Erfolg der Gegner von Präsident Baschar al-Assad. Es sei völlig unklar, was in diesem Falle passieren werde, sagte der russische Staatschef vor Journalisten in Moskau. "Wir wollen nicht, dass die heutige Opposition, einmal an der Macht, den Kampf mit der heutigen Regierung fortsetzt und dass das für immer so weitergeht", sagte Putin.

Der Präsident kritisierte, dass zunächst alles zerstört und erst dann überlegt werde, wie es weitergehen solle. Moskau ist ein enger Partner Assads.

Aus mehreren Provinzen meldeten die Regimegegner auch am Donnerstag Kämpfe. In der Hauptstadt Damaskus wurden Bewohner vom Lärm einer Explosion aus dem Schlaf gerissen.

Arabische Medien meldeten, der syrische Innenminister Mohammed Ibrahim al-Schaar werde seit Mittwoch in einem Krankenhaus in der libanesischen Hauptstadt Beirut behandelt. Er war bei einem Anschlag auf das Ministerium in der vergangene Woche verletzt worden.

Die Website All4Syria veröffentlichte einen offenen Brief des bekannten syrischen TV-Moderators Ahmed Fachuri. Er habe sich mit Hilfe von bewaffneten Revolutionären in die Türkei abgesetzt, schreibt er darin und legt zugleich dar, weshalb er dem Regime von Präsident Baschar al-Assad den Rücken gekehrt hat.

Auch die Vereinten Nationen sehen inzwischen ein Erstarken der bewaffneten Revolutionäre. In strategisch wichtigen Gebieten machten sie den Regierungstruppen die Kontrolle über Straßenverbindungen, Flughäfen und Ölfördergebiete streitig, heißt es in einem Bericht der vom UN-Menschenrechtsrat berufenen Syrien-Kommission.

Manche der regierungsfeindlichen Gruppen verfügten inzwischen über Raketen, mit denen Panzer und Flugzeuge bekämpft werden können. Einige Oppositionsmilizen kooperierten nicht mit der Freien Syrischen Armee (FSA), sondern stünden unter Kontrolle von Islamisten.

Syriens Regierungstruppen konzentrieren sich den Angaben zufolge inzwischen darauf, die Kontrolle über Großstädte wie Damaskus und Aleppo zu behalten. In vielen anderen Gebieten gingen sie verstärkt mit Bombenangriffen aus der Luft vor - dabei auch zielgerichtet gegen die Zivilbevölkerung. Kriegsverbrechen werden dem Bericht zufolge weiterhin von beiden Seiten begangen. So würden Aufständische willkürlich gefangene Soldaten exekutieren.

Bei Kämpfen und Luftangriffen in Syrien starben am Donnerstag nach Informationen der Regimegegner 25 Menschen. Die meisten Opfer zählten die Dissidenten im Großraum Damaskus.

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