Syrien-Konflikt: Längst verloren
"Der Westen hat dem Schlachten viel zu lange zugesehen." Die AZ-Redakteurin Annette Zoch über den Konflikt in Syrien.
„Im Krieg ist die Wahrheit das erste Opfer“ – dieser Satz ist längst zur Binsenweisheit in der Kriegsberichterstattung verkommen. Nun droht er im Syrien-Konflikt von einer neuen Binsenweisheit abgelöst zu werden: „In diesem Krieg geht es nicht um Gut und Böse, sondern um Böse und Noch Böser.
Die Linien lassen sich nicht mehr klar ziehen. Wer ist Freund, wer ist Feind? Wen unterstützen wir da? Mit welchen Folgen? Machthaber Baschar al-Assad ist ein bestialischer Mörder. Aber was kommt nach ihm? Die zersplitterte, kraftlose Exil-Opposition? Oder die Al-Nusra-Dschihadisten, die El-Kaida-Kämpfer, die Islamisten?
Es scheint in dieser festgefahrenen Lage nur eine Gewissheit zu geben: Dass der Westen diesen Konflikt längst verloren hat. Der Westen hat viel zu lange gewartet. Die Weltgemeinschaft hat dem Schlachten viel zu lange tatenlos zugesehen. Die Menschen in Syrien haben auf den Westen gewartet, sie haben auf den Westen gehofft. Als der nicht kam, haben sie sich den anderen zugewandt, denen, die ihnen vermeintlich Hilfe versprechen. Den Islamisten und den Radikalen.
Die von den USA angeführten Koalitionstruppen wissen das, und sie wollen Assad mit ihrem Militärschlag erschrecken, schwächen, aber nicht beseitigen. Die geknechteten Syrer werden das aufmerksam registrieren. Irgendwann ist Assad Geschichte. Und was danach kommt, Böse oder Noch Böser – das weiß niemand. Das Problem ist nur aufgeschoben.
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