Südafrikanischer Rechtsextremist ermordet: „Kriegserklärung an die Weißen“

VENTERSDORP - In zehn Wochen startet die WM in Südafrika. Am Ostersamstag wurde der bekannte Rechtsextremist Eugene Terreblanche ermordet - das sorgt für Unruhe in dem Land, in dem die Lage ohnehin sehr angespannt ist.
Ein Mord, ein Lied und die WM: Zehn Wochen vor dem Start der Fußballweltmeisterschaft in Südafrika löst die Ermordung des bekannten Rechtsextremisten Eugene Terreblanche Sorgen vor massiven rassistischen Unruhen aus – in einem Land, in dem die Lage derzeit ohnehin sehr gespannt ist.
Eugene Terreblanche (69) wurde am Ostersamstag auf seiner abgelegenen Farm bei Ventersdorp in seinem Bett zu Tode gehackt. Die Polizei nahm zwei schwarze Angestellte (15 und 21 Jahre alt) fest. Die beiden Farmhilfen sollen heute vor Gericht erscheinen. Die Behörden erklärten, es sei nach ihren Aussagen um einen Lohnstreit gegangen – und nicht um Rassenhass.
Doch seine Anhänger sind vom Gegenteil überzeugt. Terreblanche („Weißes Land“) war als Chef der offen rassistischen „Afrikaner Weerstandbeweging“ (AWB) eine bekannte Figur. Er hatte sein Leben dem Kampf für die weiße Vorherrschaft gewidmet. Das AWB-Logo imitiert das Hakenkreuz. „Der Mord ist eine Kriegserklärung der Schwarzen an die Weißen“, so Andre Visagie, Generalsekretär des AWB. „Wir werden uns rächen. Mich rufen ganz viele Menschen an, die jetzt handeln wollen.“ Vorerst sei Ruhe wegen der Beerdigung. Aber: „Ab 1. Mai werden wir unsere Aktionen koordinieren.“
Visagie rief die für die WM qualifizierten Fußballteams und auch alle Anhänger und Touristen auf, im Juni nicht nach Südafrika zu kommen – um nicht zwischen die Fronten zu geraten.
Die Tat kommt für das Land denkbar ungünstig. „Jetzt, da die Spannungen schon hoch sind, wird der Mord die Wut nur noch weiter anfachen“, fürchtet Hellen Zille, Chefin der größen Oppositionspartei. Die Regierungspartei ANC versuchte aufgeschreckt, die Lage zu beruhigen: „Die schreckliche Tat darf nicht dazu benutzt werden, Rassenhass aufzustacheln. Niemand darf das Gesetz in seine Hände nehmen“, so Präsident Jacob Zuma. Doch es war ausgerechnet sein Ziehsohn Julius Malema, der die Stimmung massiv aufgeheizt hat.
„Zumas Rottweiler“ wird der Chef der ANC-Jugendorganisation genannt, und er macht Stimmung bei den Schwarzen gegen die Weißen. „Hunde“ nennt er sie und Zille „ein rassistisches kleines Mädchen“. Anfang März sang er öffentlich das alte Kampflied „Kill the Boer“, „Tötet die Buren“ – für den AWB der Auslöser für den Mord an Terreblanche. Malema sang das Lied nun gleich nochmal, ausgerechnet bei einem Besuch beim simbabwischen Diktator Robert Mugabe, obwohl zwei Gerichtsurteile ihm das Absingen das Liedes untersagt haben. Der 29-Jährige ist für viele ein rotes Tuch: Er häuft auf ungeklärte Weise Reichtümer an, hetzt gegen Weiße und verklärte Mugabe, der sein Land ruiniert hat.
Zentral ist die Frage, wie viel Rückhalt die Radikalen in der Gesellschaft haben. Terreblanche war auch unter Weißen zunehmend isoliert; doch angesichts von Kriminalität und schlechten Jobchancen herrscht dort eine Unzufriedenheit, die ein Ventil sucht. Genauso andersrum: Über Malemas Gehetze schütteln viele Schwarze den Kopf. Doch auch bei ihnen wächst vor allem in den armen Townships eine explosive Stimmung. Die Zeitung „The Mercury“ wirbt: „Extremismus ist nicht die Sprache der Mehrheit, die in Ruhe leben will. Terreblanche ist nicht der Pinup-Boy der Weißen, Malema nicht der Pinup-Boy der Schwarzen.“ tan