Streit um die Rentengarantie: Geht's den Rentnern wirklich so gut?
MÜNCHEN/BERLIN - Den deutschen Ruheständlern geht’s prima, findet Bundesfinanzminister Peer Steinbrück. Er hat damit eine heftige Debatte über die Rentengarantie entfacht. Eine Studie zeigt, wieviel den Rentnern unterm Strich wirklich bleibt
Eigentlich ist sie schon Gesetz. Doch so wie’s aussieht, heißt das nichts. Letzte Woche winkte der Bundesrat die Rentengarantie durch. Demnach soll die Rente künftig nicht mehr sinken – selbst wenn die Löhne runtergehen. Doch seit das feststeht, wird über die Schutzklausel diskutiert wie nie zuvor.
Schuld daran ist der Bundesfinanzminister. Kaum war die Garantie unter Dach und Fach, zweifelte Peer Steinbrück sie auch schon wieder an (AZ berichtete). Sein Argument: Eine Rentengarantie nütze zwar den Ruheständlern, benachteilige aber die Jüngeren. Und das, so Steinbrück bissig, wo es doch den Rentnern „so gut geht wie niemals zuvor“.
Die Rentengarantie wird teuer für spätere Generationen
Eine deftige Rentner-Schelte so kurz vor der Wahl – das sorgte am Wochenende für helle Aufregung. SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier bemühte sich um Schadensbegrenzung, bekannte sich ausdrücklich zur Garantie – und versicherte: Auch Peer Steinbrück trage den Beschluss mit.
Kritik an der Garantie kam dagegen vom Bund der Steuerzahler: Die Rentengarantie werde „für spätere Generationen sehr teuer“. Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg zog die Garantie sogar ganz in Zweifel: Sie sei fürs nächste Jahr nur „deklaratorisch“ – also nicht mehr als eine Absichtserklärung.
Wie sinnvoll ist die Garantie? Und geht es den Rentnern wirklich zu gut? Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen.
Was bedeutet die Rentengarantie?Normalerweise werden die Renten mit den Löhnen angepasst – nach oben und nach unten. Die Rentengarantie besagt nun: Auch wenn die Löhne runter gehen, sollen die Renten nicht sinken.
Was ist das Problem mit der Garantie? In Krisenzeiten wie jetzt sinken die Löhne – und damit die Beiträge zur Rentenversicherung. Werden die Renten nicht nach unten angepasst, entsteht ein Loch in der Rentenkasse. Das müssen die Jüngeren stopfen – mit höheren Beiträgen in der Zukunft. Sie seien „die Gekniffenen“, sagt Peer Steinbrück. Er findet: „Um diese Generation müssen wir uns stärker kümmern“ – zumal es vielen Rentnern ohnehin besser gehe als je zuvor.
Geht es den Rentnern wirklich so gut? Auf den ersten Blick: Ja. Eine Studie des RWI-Instituts zeigt: Ein durchschnittlicher Rentner in Bayern hat brutto im Monat 2168 Euro zur Verfügung. Im Bundesdurchschnitt sind es 2126 Euro. In diesen Beträgen sind nicht nur die Einkünfte aus der gesetzlichen Rentenversicherung enthalten. Auch Betriebsrenten oder Einkünfte aus Vermögen sind mit drin.
Was allerdings auf den ersten Blick viel erscheint, ist im Vergleich mit anderen Gesellschaftsgruppen gar nicht mehr so üppig. So verdienen etwa Bayerns Beamte monatlich mehr als 5300 Euro brutto, Angestellte gut 5000, Pensionäre fast 4400 Euro.
Noch deutlicher fallen die Unterschiede aus, wenn man vergleicht, was den Haushalten tatsächlich unterm Strich zum Leben bleibt – das so genannte „Netto-Netto“.
Hier werden unter anderem Miete und die Kosten für Energie abgezogen (siehe unten). Den Rentnern in Bayern bleiben dann im Schnitt noch 959 Euro im Monat. Weniger zur Verfügung haben nur Arbeitslose und Studenten. Beamte kommen auf fast 2800 Euro. Pensionären bleiben gut 2700 Euro zum Leben.
Andreas Jalsovec
Info: Bayerns Rentner stehen noch ganz gut da
Unterm Strich bleibt den Rentnern vergleichsweise wenig. Das zeigt die Studie des RWI-Instituts im Auftrag eines deutschen Finanzdienstleisters. Die Forscher unterscheiden darin zwei verschiedene Netto-Einkommen. Das eine ist das „normale“ Netto. Bei ihm werden vom Bruttoeinkommen Steuern und Abgaben abgezogen.
Beim „Netto-Netto“ hingegen gehen auch noch die Ausgaben für Wohnen, Energie, Verkehr und Kinderbetreuung weg. Am besten gestellt beim Netto-Netto sind Beamte und Pensionäre. Ihnen bleibt nach Abzug der alltäglichen Fixkosten am meisten vom normalen Netto übrig. Bei den Pensionären in Bayern etwa sind es 2721 Euro. Das sind fast 70 Prozent des normalen Nettos. Zum Vergleich: Ein gesetzlicher Rentner in Bayern kommt mit seinen 959 Euro Netto-Netto nur auf knapp 48 Prozent des normalen Nettos. Miet- oder Energiekosten zehren also das Netto-Einkommen der Rentner um mehr als die Hälfte auf.
Immerhin: Im Länder-Vergleich steht Bayern gut da. Die Rentner im Freistaat haben nach Bremen (965 ) das höchste Netto-Netto. Am wenigsten bleibt den Brandenburgern (642 ).
Soviel bleibt Bayerns Rentnern unterm Strich
Das haben die einzelnen Bevölkerungs- / Berufsgruppen an "Netto-Netto", das heißt: Bruttoeinkommen minus Abgaben, Steuern und alltägliche Fixkosten wie Miete oder Energiekosten
Beamte: 2770 Euro
Pensionäre: 2721 Euro
Selbstständige: 2439 Euro
Angestellte: 2032 Euro
Arbeiter: 1522 Euro
Rentner: 959 Euro
Arbeitslose: 609 Euro
Studenten: 364 Euro