Strauß-Tochter Hohlmeier: Sie will zurück an die Macht

Monika Hohlmeier versucht, ihr Comeback zu organisieren – wie es sich für eine Strauß-Tochter gehört. Doch in der CSU-Fraktion gibt es Widerstand.
von  Abendzeitung
Nahziel Ausschuss-Chefin: Monika Hohlmeier
Nahziel Ausschuss-Chefin: Monika Hohlmeier © dpa

MÜNCHEN - Monika Hohlmeier versucht, ihr Comeback zu organisieren – wie es sich für eine Strauß-Tochter gehört. Doch in der CSU-Fraktion gibt es Widerstand.

Sie hat Buße getan, drei Jahre lang. Brav hat sich Monika Hohlmeier (45) nach ihrem Rauswurf als Kultusministerin eingereiht in die CSU-Fraktion, fleißig im Haushaltsausschuss mitgearbeitet und emsig aus der Ferne in Hagen Volkswirtschaft studiert. Ihr Vordiplom ist gerade fertig. Jetzt fehlt nur noch ihr Comeback im Landtag. Daran wird derzeit auf Hochtouren gearbeitet - von ihr und ihren Anhängern. Doch in der Fraktion formiert sich Widerstand. Im Vorstand heißt es: „Das wäre der Treppenwitz der Geschichte."

Für Monika Hohlmeier ist es eher die Wiederholung der Geschichte. „Ein Strauß fällt nicht um", hatte ihr Vater, die CSU-Ikone Franz Josef Strauß, seinen Kindern eingetrichtert. „Wenn doch, dann steht er sofort wieder auf und kämpft weiter." So hat er es ihnen vorgelebt, dass einem Strauß eigentlich nichts passieren kann. Auch er hatte zurücktreten müssen. Damals, 1962 als Verteidigungsminister in der „Spiegel-Affäre". Auch er hatte gelogen und war damit aufgeflogen. „Jetzt tauch mal eine Zeit lang ab“, hatte ihn der damalige Kanzler Konrad Adenauer geraten und ein Comeback versprochen. Vier Jahre später wurde Strauß Finanzminister.

Die "Moni" als Nachfolgerin

Seine Tochter versucht es mit dem selben Strickmuster - nur ein Jahr früher. Nach der Landtagswahl möchte sie die Chefin des mächtigsten Landtagsausschusses werden und über Bayerns Haushalt regieren. Dort werden die Gelder verteilt. Und schließlich galt schon immer: Wer zahlt, schafft an! Der langjährige Vorsitzende des Ausschusses für Staatshaushalt und Finanzfragen, Manfred Ach (67), geht in Ruhestand. Er hat sich „die Moni“ als seine Nachfolgerin auserkoren. Schon bei der Klausur in Kreuth hatte er das zu nächtlicher Stunde verkündet, als die AZ darüber berichtete, wieder dementiert. Nun aber wird's ernst.

Als Flankenschutz hat sich Hohlmeier vor allem CSU-Abgeordnete aus der zweiten Reihe geholt, die sie nun protegieren. Wie etwa der fränkische Bauer Kurt Eckstein (61), der ebenfalls im Haushaltsausschuss sitzt. Dabei fällt er in München eher durch seinen Hang zur „Wirtschaft" auf. Nach den Parlamentssitzungen zieht er nachts durch die Münchner Wirtschaften und läutet zu später Stunde im Abgeordnetenhaus seine Nachbarn heraus, weil er sein Appartement nicht mehr findet.

Eine Serie schwerer Verfehlungen

In der CSU-Fraktion formiert sich unterdessen die Hohlmeier-Abwehr-Truppe, die eine Resozialisierung noch nicht sehen will. Zu schwerwiegend seien ihre Verfehlungen gewesen: die Wahlfälscher-Affäre in München, die versuchte Erpressung von Parteifreunden, die Lügen. „Sie lebt noch in einer anderen Zeit", sagt einer aus dem Fraktionsvorstand. „Sie ist noch nicht rüber gekommen, hat ihre eigene Wahrheit. Und wenn man als Ausschussvorsitzende nicht der Wahrhaftigkeit verpflichtet ist, wie weit muss die CSU noch unten ankommen?" Ein anderer lästert: „Die CSU in München konnte sie nicht führen, aber den wichtigsten Ausschuss des Landtags."

Schon werden andere Namen ins Spiel gebracht, die Hohlmeier ausbremsen und den Haushaltsausschuss übernehmen sollen. Franz Pschierer (51), der Schwabe, der zu den Mächtigen in der CSU-Fraktion zählt, derzeit den Wirtschaftsausschuss leitet und gerne Staatssekretär im Wirtschaftsministerium geworden wäre. Oder Alexander König (47), Steuerjurist aus Hof, der in dieser Legislaturperiode dem Petitionsausschuss vorsitzt. Auch er hatte sich einen Platz im Kabinett ausgerechnet. Beide halten sich noch bedeckt.

Denn entschieden wird erst nach der Landtagswahl in der neuen CSU-Fraktion. Wie die aussieht, weiß im Moment keiner. Sogar Monika Hohlmeier selbst könnte den Sprung in den Landtag nicht mehr schaffen, wenn die CSU unter 50 Prozent fällt. Die Strauß-Tochter hat nämlich keinen eigenen Stimmkreis mehr und muss über einen Listenplatz ihr Glück versuchen. Im schlimmsten Fall, wenn die CSU die absolute Mehrheit verliert, können auch die anderen Fraktionen einen Ausschuss für sich reklamieren. Dann werden die Karten eh ganz neu gemischt.

Angela Böhm

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