Strauß als "Bösewicht" vorgeführt

Ausgerechnet zu seinem 20. Todestag: In Berlin ist Franz Josef Strauß jetzt ein Bösewicht. Im neuen Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds steht er unter der Überschrift „Helden und Bösewichte“ in einer Reihe mit dem DDR-Spitzel Günter Guillaume.
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Franz Josef Strauß wird bei Tussauds eindeutig als Bösewicht einsortiert. Zu ihm gibt es keine andere Information, als eine kurze Beschreibung der „Spiegel-Affäre“ von 1962.
dpa / B.Z. 4 Franz Josef Strauß wird bei Tussauds eindeutig als Bösewicht einsortiert. Zu ihm gibt es keine andere Information, als eine kurze Beschreibung der „Spiegel-Affäre“ von 1962.
Bei Tussauds wird FJS eindeutig als Bösewicht beschrieben, wie die Tafel mit biografischen Notizen zeigt.
B.Z. 4 Bei Tussauds wird FJS eindeutig als Bösewicht beschrieben, wie die Tafel mit biografischen Notizen zeigt.
Strauß ist nicht als Wachsfigur, sondern auf dieser Tafel als ein graues Effekt-Bild zu sehen.
B.Z. 4 Strauß ist nicht als Wachsfigur, sondern auf dieser Tafel als ein graues Effekt-Bild zu sehen.
Das Strauß-Portrait lässt sich mit eine Spezial-Lupe betrachten.
B.Z. 4 Das Strauß-Portrait lässt sich mit eine Spezial-Lupe betrachten.

BERLIN/MÜNCHEN - Ausgerechnet zu seinem 20. Todestag: In Berlin ist Franz Josef Strauß jetzt ein Bösewicht. Im neuen Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds steht er unter der Überschrift „Helden und Bösewichte“ in einer Reihe mit dem DDR-Spitzel Günter Guillaume.

Ausgerechnet zu seinem 20. Todestag: In Berlin ist Franz Josef Strauß jetzt ein Bösewicht. Im neuen Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds wird er unter der Überschrift „Helden und Bösewichte“ auf einem Bild in einer Reihe mit dem DDR-Spitzel Günter Guillaume gezeigt, der in den 70er Jahren für den größten Spionagefall der Bundesrepublik sorgte. Die CSU ist empört und will die Bundesregierung einschalten, damit die Druck auf die britische Regierung macht. Die Familie von FJS ist fassungslos. „Das ist eine Sauerei! Strauß gehört zu den Helden! Wer so standhaft wie er für die Deutsche Einheit gekämpft hat, kann nur zu den Helden gehören“, schimpft CSU-Chef Erwin Huber.

Bayerns Europaminister Markus Söder will Außenminister Frank-Walter Steinmeier einschalten. „Er muss in London vorstellig werden, ein solches Vorgehen belastet die bayerisch-englischen Beziehungen.“ Söder hat kürzlich in der Berliner Vertretung des Freistaats eine Ausstellung über das Leben von Franz Josef Strauß eröffnet. Zu sehen bekommen die aber nur wenige Gäste. Durch das neue Wachsfigurenkabinett von Madame Tussauds, ein Berliner Ableger des Londoner Originals, indes pilgern Tausende.

Strauß steht nicht als Wachsfigur da. Es ist ein graues Effekt-Bild, das den Besucher neugierig auf die deutsche Geschichte macht. Neben FJS sind drei weitere Persönlichkeiten durch eine Spezial-Lupe zu sehen. Hitler-Attentäter Stauffenberg (1907-1944), Kriegsflieger Richthofen (1892-1918). Und: Guillaume, Stasi-Mann und persönlicher Referent von Kanzler Willy Brandt. Wegen ihm musste Brandt zurücktreten. Stauffenberg gehört in der Geschichte zu den Helden. Über Richthofen, der im ersten Weltkrieg feindliche Flugzeuge abschoss und so zum Held wurde, kann man heute streiten.

Franz Josef Strauß aber wird bei Tussauds eindeutig als Bösewicht einsortiert. Zu ihm gibt es keine andere Information, als eine kurze Beschreibung der „Spiegel-Affäre“ von 1962. „Bedingt abwehrbereit“ hatte das Magazin damals getitelt und Details aus internen Unterlagen veröffentlicht, wonach Deutschland einem Angriff nicht standhalten würde.

Mit herausgehobener Schrift heißt es bei Tussauds: „Strauß veranlasste den Verleger Rudolf Augstein zu verhaften. Dieser wurde daraufhin 103 Tage gefangen gehalten.“ Max Strauß zur AZ: „Die haben doch einen Knall. Das spricht für Oberflächlichkeit, mangelnde Sensibilität und passt nahtlos in die Geschichte, Hitler auszustellen.“ Sein Bruder Franz Georg: „Wir werden dagegen vorgehen.“

Tussauds-Sprecherin Natalie Ruoß: „Das haben britische Historiker gemacht. Der Besucher soll selbst herausfinden, wer der Bösewicht ist.“

Angela Böhm

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