Straße Richtung Frieden: Gibt es einen Ausweg aus dem Krieg?

Hunderttausende Ukrainer sind auf der Flucht vor den Panzern und Raketen des russischen Präsidenten. Wladimir Putin stürzt seit Tagen nicht nur die Ukraine in ein blutiges Chaos, sondern schafft auch in der EU eine neue Lage mit vielen Flüchtlingen und in seinem noch von der Pandemie gebeutelten Land schwerste Wirtschaftsprobleme.
Doch der Kremlchef zeigt sich eine Woche nach dem Beginn eines Kriegs gegen die Ukraine betont beschwingt und mit einem Lächeln - als wäre nichts geschehen.
Ukraine-Krieg: Auch in Russland fragen sich viele, wie das alles enden soll
Grund zum Lachen hat Putin aber unter anderem deshalb nicht, weil russische Soldaten in der Ukraine sterben. Die Ukrainer leisten erbitterten Widerstand und denken nicht ans Aufgeben. Inzwischen stehen die Ukrainer fest an der Seite ihrer Führung unter Präsident Wolodymyr Selenskyj, der sich Putin mutig entgegenstellt. Es ist nicht zu spüren, dass an eine Niederlage auch nur gedacht wird. Die Menschen spenden für die Armee. Seit Kriegsbeginn seien über 80.000 Ukrainer in das Land zurückgekehrt, um freiwillig gegen die russische Armee zu kämpfen, heißt es in Kiew.
Gibt es wirklich keinen Ausweg aus diesem Krieg? Und wenn ja, wie? Derzeit sieht es düster aus. Auch in Russland fragen sich viele Menschen, wie das alles enden soll.
Putin fordert neutralen Status für die Ukraine
Der Kreml nennt stets dieselben Bedingungen: Die Ukraine soll die Regionen Luhansk und Donezk im Osten der Ukraine, wo die erbittertsten Kämpfe sind, als unabhängige Staaten anerkennen. Putin hat die "Volksrepubliken" anerkannt und seinen Einmarsch mit dem Schutz der russischsprachigen Bürger dort begründet.
Der Kremlchef verlangt, dass die Ukraine die Schwarzmeer-Halbinsel Krim als russisch anerkennt. Und er fordert einen neutralen Status für das Land - also den Verzicht auf eine Nato-Mitgliedschaft. Betont hat Putin stets, es gehe ihm nicht um eine Okkupation der Ukraine. Er dürfte wohl auch damit rechnen, dass der Westen bei einem möglichen Rückzug russischer Truppen die harten Sanktionen schrittweise wieder aufhebt.
Ukrainischer Präsident Selenskyi verlangt kompletten Abzug russischer Truppen
Selenskyj aber will mit Putin bisher nur über einen möglichen neutralen Status reden. Die anderen Bedingungen hat er als völlig inakzeptabel zurückgewiesen. Er verlangt den kompletten Abzug russischer Truppen auch von der 2014 annektierten Krim. Zudem müsse Russland die Kriegsschäden in Milliardenhöhe begleichen, sagt er. Erst wenn es Frieden gibt, könnten auch die fast eine Million Flüchtlinge aus der EU und aus Russland in die Ukraine zurückkehren. Die Situation ist festgefahren.

Wer die Menschen in der Ukraine nach ihrer Stimmung fragt, hört immer wieder einen oft zitierten Funkspruch ukrainischer Soldaten an die russische Marine: "Russisches Kriegsschiff - fick dich!" In den Sozialen Netzwerken kursieren viele kaum überprüfbare Videos, in denen Menschen mit ukrainischen Fahnen gegen die russischen Invasoren protestieren und rufen: "Zum Teufel mit Euch!" und "Geht zur Hölle!"
Krieg in der Ukraine schweißt Europa zusammen
Die um ihre Freiheit kämpfenden Menschen in der Ukraine erleben weltweit eine Welle der Solidarität. In Deutschland setzt die Bundesregierung weiter darauf, dass die harten Finanz- und Wirtschaftssanktionen Wirkung zeigen. Doch ob das gelingt?
In den letzten Tagen zeigte sich trotz der unglaublichen Schrecken: Krieg schweißt zusammen. Bis zum Überfall auf die Ukraine waren Ungarns Präsident Viktor Órban und Polens Vize-Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski die Schurken der Europäischen Union. Türkei-Präsident Recep Tayyip Erdogan war der Schurke mit Beitrittsperspektive zu diesem Staatenklub. Doch der Kampf um die Ukraine lässt alle drei Politiker in einem besseren, milderen Licht erscheinen.
Jetzt nimmt Órban alle Ukrainer auf, die vor russischen Bomben zu ihm fliehen. Gleiches gilt für Kaczynski, der grauen Eminenz der polnischen Politik. Und Erdogan sperrt die Meerenge für die russische Marine. Alle drei Staaten sind als Nato-Mitglieder Verbündete der Abschreckungsgemeinschaft gegen Putin.
Der Einmarsch Russlands hat dem bröckeligen Klub der Europäer neue Festigkeit verliehen. Doch ob das reicht, um Putin die Stirn zu bieten, ist fraglich. Der Weg zum Frieden scheint noch nicht in Sicht.