Stoibers Ex-Spion als Informant der Amerikaner

MÜNCHEN - In den Wikileaks-Daten taucht Michael Höhenberger auf. Er bespitzelte einst Gabriele Pauli. Der damalige Ministerpräsident Stoiber stolperte über die Überwachungsaffäre der Fürther Landrätin.
Brisante Berichte über Bayerns Politiker kabelten US-Diplomaten aus dem Münchner Konsulat nach Washington. Die Informationen aus der Staatskanzlei dazu bekamen sie von einem Beamten. In der Depeche VZCZCXRO0861 taucht sein Name auf – und der elektrisiert: Michael Höhenberger. Der Sex-Spion von Edmund Stoiber. Er hatte vor vier Jahren die „schöne Landrätin“ Gabriele Pauli bespitzelt.
Für die Amerikaner war der Spitzenbeamte ein interessanter Gesprächspartner. In ihrer Depeche bezeichnen sie ihn als „hochrangigen Staatskanzlei- Kontakt“. Denn keiner kannte die Interna der CSU besser als er. Fast drei Jahrzehnte war Höhenberger an der Seite von Edmund Stoiber der Mann fürs Grobe. Er leitete den Sturz von Max Streibl ein, damit Stoiber die Macht in Bayern übernehmen konnte. Schon während Stoibers Amtszeit als Innenminister baute ihm Höhenberger im Ministerium eine Mini-CSU Zentrale auf und kam dafür vor den „Filzuntersuchungsausschuss“ im Landtag. Dort beteuerte er, er habe das alles in seiner Freizeit gemacht.
Zum Verhängnis wird ihm sein treuester Wegbegleiter aber im Dezember 2006. Damals drohte die Fürther Landrätin Gabriele Pauli Stoiber gefährlich zuwerden. Höhenberger ruft aus der Staatskanzlei einen alten fränkischen Spezl an und versucht, ihn auszuhorchen: ob Pauli Affären mit Männern oder Alkoholprobleme habe. Die Sache fliegt auf. Stoiber wird gestürzt. Höhenberger verschwindet erst in der Versenkung, wird disziplinarrechtlich aber von jeglicher Schuld freigesprochen und „Leiter politische Planung“ in der Staatskanzlei.
Damit ist er der perfekte Gesprächspartner für die Amerikaner. Nach der Bundestagswahl lässt sich Münchens Generalkonsul Conrad Tribble das Ergebnis von ihm analysieren. „Wir könnten nicht zufriedener sein“, zitiert er Höhenberger in seiner Depesche an Washington. Höhenberger habe noch hinzugefügt, „dass selbst mit einem besseren Ergebnis die CSU im Kabinett nicht stärker vertreten wäre“.
Tribble kabelt an seine US-Regierung: Obwohl einige bayerische Beobachter bedauert haben, dass die CSU bei Finanz- und Wirtschaftsministerium leer ausging, stimmen doch alle überein, dass die Berufung von Guttenberg zum Verteidigungsminister eine sehr positive Entwicklung sei. Rückversichert haben sich die US-Diplomaten auch bei einem Kontakt in der CSU-Zentrale. Sie outen auch dessen Namen: Christian Kattner, der Landesgeschäftsführer für Außen- und Sicherheitspolitik. Der habe den US-Diplomaten „privat erzählt“, dass er die Argumente von Bundeskanzlerin Angela Merkel verstehe, das Finanzministerium in diesen schwierigen Zeiten einem erfahren Mann wie Schäuble zu geben.
Höhenbergerwollte sich gegenüber der AZ nicht zu der Depesche äußern. Ministerpräsident Seehofer hat ihn inzwischen aus der Staatskanzlei wegbefördert. Seit Anfang des Jahres ist er Ministerialdirektor im bayerischen Umweltministerium mit einem monatlichen Grundgehalt von 9120 Euro.