Stoibers Bekenntnis: „Meine Ehe war nach 40 Jahren in Gefahr“

Sie waren das Traumpaar Bayerns: Edmund und Karin Stoiber präsentierten an der Spitze des Freistaats eine Vorzeige-Ehe. Für die Politik wurde öffentlich geküsst und Händchen gehalten. Doch der Schein trog: „Meine Ehe war nach 40 Jahren in Gefahr“, gesteht Edmund Stoiber. Und angeblich soll auch eine Affäre eine Rolle gespielt haben.
von  Abendzeitung
Ein Paar, das lange das Maß aller Dinge zu sein schien in Bayern: die Stoibers.
Ein Paar, das lange das Maß aller Dinge zu sein schien in Bayern: die Stoibers. © dpa

MÜNCHEN - Sie waren das Traumpaar Bayerns: Edmund und Karin Stoiber präsentierten an der Spitze des Freistaats eine Vorzeige-Ehe. Für die Politik wurde öffentlich geküsst und Händchen gehalten. Doch der Schein trog: „Meine Ehe war nach 40 Jahren in Gefahr“, gesteht Edmund Stoiber. Und angeblich soll auch eine Affäre eine Rolle gespielt haben.

Belege für eine Affäre gibt es nicht. Aber Gerüchte, die sich seit Stoibers Rückkehr aus Berlin hartnäckig halten. Das schreibt der Journalist Rudolf Erhard in seinem neuen Buch: „Edmund Stoiber- Aufstieg und Fall“ (Fackelträger-Verlag). Die Ehekrise soll Schuld an der Rückkehr Stoibers aus Berlin sein – und damit auch am Niedergang der CSU. Karin Stoiber war nämlich nicht die klassische Ehefrau, die sie in der Öffentlichkeit gerne spielte. Auch sie entwickelte Machtbewusstsein und Ehrgeiz. Dass Stoiber nach der Bundestagswahl 2005 aus Berlin wieder nach Bayern geflohen ist, dafür gibt er nun seiner Frau die Schuld.

Am 23. Mai 2007 traf Rudolf Erhard Stoiber in der Staatskanzlei. „Da hat er mir seine ganz persönliche Begründung gegeben, warum er auf den Posten in Bundeskanzlerin Angela Merkel Kabinett verzichtet hat“, sagt Erhard zur AZ. Stoiber habe bei diesem Gespräch gesagt: „Meine Ehe war nach 40 Jahren in Gefahr, meine Frau wäre nicht mitgegangen nach Berlin.“

Karin hatte sich bei Berliner Minister-Frauen erkundigt und festgestellt, dass die Gattin protokollarisch dort keine Rolle spielt. Dabei war es doch genau das, woran sie so hing. An gemeinsamen Auftritten bei High-Society-Events. „Ein CSU- Bundesminister hat einen erheblich geringeren gesellschaftlichen Status als der bayerische Ministerpräsident“, sagt Ehrhard.

Andererseits sei Stoiber auch außergewöhnlich stark auf sein Zuhause fixiert gewesen - auch auf die Betreuung von Karin, die ihm sogar das Haar föhnte. „Wie macht ihr denn das mit der Wäsche in Berlin“, erkundigte sich Stoiber bei einem Mitglied der Landesgruppe.

Nach der Rückkehr war alles anders

Doch welcher Spitzenpolitiker macht schon seine Entscheidung, in Berlin zu regieren, davon abhängig, ob seine Frau mitkommt und sich um seine Wäsche kümmert? „Ein sensibles, ein heikles, ein privates Thema“, stellt Erhard fest. Nach Stoibers Rückkehr war das Ehepaar sichtlich anders. „Öffentliche Auftritte der beiden verloren an Ausstrahlung. Die Stoibers traten neben- und nicht wie alle Jahre miteinander auf. Karin wirkte zerbrechlich, schien an Gewicht verloren zu haben“, heißt es in dem Buch.

Karin soll nämlich noch einen anderen Grund gehabt haben. Erhard schreibt über ein Gerücht, das in der bundesdeutschen Politikszene inzwischen jeder kennt und gerne weitertratscht. „Es soll sich um eine junge Bundestagsabgeordnete handeln“, schreibt Erhard. Ihr Aussehen ähnle verblüffend der jungen Karin. Erhard beruft sich auf ein bayerisches Kabinettsmitglied, das behauptet, Stoiber habe ihm gesagt: „Die Einsamkeit in Berlin hat viele Versuchungen.“

Im Buch heißt es: „Da mag es genügt haben, wenn Edmund Stoiber in Berlin einmal, vielleicht auch zweimal mit einer angeblichen Versuchung beim Essen gesehen wurde. Noch dazu, wo bekannt ist, dass die besagte Parteifreundin durchaus charmant aufschauen konnte zu ihrem Parteichef. Muss ja für die weitere politische Karriere nicht von Schaden sein. Oft wurde auch noch die Weisheit von der Erotik der Macht angeführt. Oder, wie es ein bayerischer Minister und Stoibervertrauter auf gut bayerisch formulierte, ,je mehr Männer Macht haben, desto größer ist die Gefahr, dass sich die Weiber ranwanzen!’“.

Zeugen gibt es nicht

Stoiber verführt? Wer ihn kennt, kann sich das beim besten Willen nicht vorstellen. Zeugen für das angebliche Tête-à-tête gibt es nicht. Die Bundestagsabgeordnete bestreitet eine Affäre mit Stoiber vehement. Droht jedem, der ihren Namen schreibt, mit juristischen Schritten. Stoiber selbst hat Erhard auf diese Affäre nicht angesprochen. Auch nicht bei seinem fünfstündigen Gespräch bei Kaffee und Kuchen in Wolfratshausen. „Er hätte es eh dementiert“, sagt Erhard zur AZ.

Stoiber selbst war gestern für die AZ nicht zu erreichen. Sein Sohn Dominic, der in die politischen Fußstapfen des Vaters steigt, sagte zur AZ: „Von mir gibt es dazu definitiv keinen Kommentar.“

Erhard zeichnet in seinem Buch das Psychogramm eines arroganten, selbstverliebten und selbstherrlichen Stoibers, der überzeugt war, dass er der einzige Mensch sei, der alles könne. Der am Schluss bitter erkennen musste, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel doch besser ist, als er. Und der Schuld am Niedergang der CSU ist.

Angela Böhm

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