Stoiber will Memoiren schreiben

Spannung für Merkel wegen möglicher Details zum missglückten Berlin-Abenteuer des CSU-Chefs: Edmund Stoiber will jetzt doch seine Memoiren schreiben.
von  dapd
Jetzt schreibt er doch noch seine Memoiren: Edmund Stoiber
Jetzt schreibt er doch noch seine Memoiren: Edmund Stoiber © dpa

Spannung für Merkel wegen möglicher Details zum missglückten Berlin-Abenteuer des CSU-ChefsEdmund Stoiber will jetzt doch seine Memoiren schreiben.

München/Berlin - Für Bundeskanzlerin Angela Merkel
(CDU) gab es am Montag eine interessante Nachricht von einem
langjährigen Weggefährten aus Bayern: Edmund Stoiber kündigte an,
dass er nun doch seine Memoiren schreiben will. Das Buch könnte vor
allem dann spannend für Merkel sein, wenn der frühere CSU-Chef und
Ministerpräsident ausführlicher als bislang auf sein missglücktes
Berlin-Abenteuer eingehen sollte.

Im Oktober 2005 hatten sich die Spitzen von Union und SPD
eigentlich darauf verständigt, dass Stoiber Bundesminister für
Wirtschaft und Technologie werden soll. Doch er entschied sich nach
der überraschenden Rücktrittsankündigung des damaligen SPD-Chefs
Franz Müntefering für einen Verbleib in Bayern. Stoiber erklärte
seinen Schritt mit dem Satz: „Ich bin in dieser veränderten
Situation zu der Überzeugung gekommen, dass ich als
Parteivorsitzender die Interessen der CSU besser in München
vertreten kann.“

Allerdings verlautete damals aus Unions-Kreisen, dass Stoiber
verärgert über Merkel gewesen sein soll. Die CDU-Chefin habe sich
beim Tauziehen um den genauen Zuschnitt seines geplanten
Superministeriums nicht gerade intensiv für den Bayern eingesetzt.
War der Müntefering-Rücktritt also nur ein Vorwand für Stoibers
Flucht aus Berlin?

Der CSU-Ehrenvorsitzende, der im September 70 wird, hat sich
zunächst nicht dazu geäußert, ob er in seinem Buch Einzelheiten
verraten wird. Er sagte der „Bild“-Zeitung lediglich: „Nächstes Jahr
werde ich zusammenstellen: Was habe ich erlebt? Wie sehe ich die
Gegenwart und vor allem auch die Zukunft?“

Was schreibt Stoiber über seinen Sturz in Kreuth?

Von besonderem Interesse sind neben der Merkel-Frage die Umstände
von Stoibers Sturz im Januar 2007. Seinerzeit war bei einer Klausur
der CSU-Landtagsfraktion in Kreuth deutlicher Unmut über den
Parteichef laut geworden. Überraschend einigten sich der damalige
bayerische Innenminister Günther Beckstein und Wirtschaftsminister
Erwin Huber über eine Nachfolgeregelung.

Die sogenannte Tandemlösung sah vor, dass Beckstein neuer
Ministerpräsident und Huber CSU-Chef wird. Damit bot sich eine
Alternative zu Stoiber – der daraufhin seinen Rückzug ankündigte.
Unterschiedliche Schilderungen gibt es allerdings über die genauen
Umstände.

So wandte sich Beckstein vehement gegen Spekulationen es habe
einen „Putsch“ gegeben. Berichte über „Königsmörder“ seien
„Quatsch“. Stoiber habe selbst entschieden, dass er seine Ämter als
Ministerpräsident und CSU-Chef aufgeben wolle. Diese These
bekräftigte Beckstein auch kürzlich in einem Buch.

Stoiber sieht dies ein wenig anders. In einem Interview sagte er
2007: „Klar ist, dass ich natürlich nicht von mir aus in Kreuth
meine Ämter zur Verfügung gestellt habe oder zur Verfügung stellen
wollte und auch niemanden selbst für die Nachfolge vorgeschlagen
habe.“ Doch bislang verzichtete er darauf, Einzelheiten zu nennen.
Sie könnten nun in den Memoiren folgen.

Ein Leser steht bereits fest: Erwin Huber, der nach dem
CSU-Debakel bei der Landtagswahl 2008 auf den Parteivorsitz
verzichtet hatte. Der jetzige Chef des Wirtschaftsausschusses im
bayerischen Landtag sagte am Montag der Nachrichtenagentur dapd, er
sehe dem Buch Stoibers „mit Interesse entgegen“. Huber fügte hinzu:
„Ich werde es sehr schnell lesen und dann möglicherweise
kommentieren – mit Beifall oder anders.“

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