Steuererklärung alle zwei Jahre: Ein Zuckerl für Faule

Finanzminister Schäubles neuer Plan nimmt Gestalt an: Die Steuererklärung soll nur noch alle zwei Jahre fällig sein. Die AZ erklärt, für wen sich das lohnt – und für wen nicht
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Illustration
dpa Illustration

Finanzminister Schäubles neuer Plan nimmt Gestalt an: Die Steuererklärung soll nur noch alle zwei Jahre fällig sein. Die AZ erklärt, für wen sich das lohnt – und für wen nicht

Und? Haben Sie schon längst Ihre Steuer gemacht? Oder gehören Sie auch zu denjenigen, die dieser Tage einen etwas ungehaltenen Brief vom Finanzamt bekommen haben? Das leidige Thema bekommt neuen Schwung: Künftig soll die Steuererklärung nur noch alle zwei Jahre fällig sein – die für heuer wäre dann schon die letzte klassische. Unter allen, denen die Steuererklärung ein Graus ist, macht sich stille Freude breit – doch Experten warnen vor dem Plan. Sie verweisen auf viele Unausgegorenheiten. Und darauf, dass die meisten Geld vom Staat zurückbekommen: Darauf müssten sie ein Jahr länger warten. Die AZ klärt wichtige Fragen.

Was soll kommen? Die Steuererklärung nur noch alle zwei Jahre ist laut Finanzminister Wolfgang Schäuble der „zentrale Punkt“ seines Steuervereinfachungsgesetzes. Es soll zum 1. Januar 2012 in Kraft treten, heute redet er mit Ländervertretern über Details. In der Tat sind viele Einzelheiten noch ungeklärt – nicht zuletzt, ob der Bürger künftig wählen darf, ob er die Erklärung jedes Jahr oder alle zwei Jahre macht, oder ob die zwei Jahre zur Vorschrift werden.

Was sind die Vorteile? Der einzelne Bürger hätte die Plackerei, die selbst mit Steuerberater immer wieder einige Tage und Nerven kostet, nur noch halb so häufig. Auch im Finanzamt fällt so idealerweise viel Arbeit weg – was mehr Spielraum für lukrative Steuerprüfungen bringen könnte.

Wo sind die Haken? „Wer will schon zwei Jahre auf sein Geld warten?“, so Dieter Ondracek, Chef der Steuergewerkschaft, zur AZ. „Wir haben jährlich 20 Millionen Steuererklärungen von Arbeitnehmern. Von denen rechnen 18 Millionen mit einer Rückerstattung.“ Im Schnitt gibt’s 400 Euro pro Jahr zurück, so Ondracek. „Diese 18 Millionen werden natürlich weiter jedes Jahr kommen wollen.“ Wer das Geld vom Fiskus bereits verplant hat oder dem Staat kein zinsloses Darlehen schenken will – wenn man die 400 Euro zum derzeit besten Tagesgeldsatz anlegt, bekäme man für ein Jahr 8,88 Euro –, der ist mit einer jährlichen Erklärung besser dran. Wer auch damit leben kann, statt zweimal 400 Euro einmal 800 zu bekommen (und auf die 8,88 verzichtet oder das Geld ohnehin nicht angelegt hätte), für den hat die Zwei-Jahres-Lösung durchaus Charme. Und wer zu denjenigen gehört, die nachzahlen müssen, fährt mit der Zwei-Jahres-Erklärung ohnehin besser: Denn dann ist es der Staat, der quasi ein zinsloses Darlehen gibt.

Was ist noch unausgegoren? Beim Bund der Steuerzahler sieht man den ganzen Plan höchst skeptisch. Für einige könnte es durchaus Vorteile geben: Wenn es tatsächlich zu einer Wahlfreiheit kommt und auch entsprechend erst später Zinsen verlangt werden, dann lohnt es sich für alle Nachzahler in der Tat zu sagen: „Super, nehm’ ich doch die kostenlose Stundung vom Staat!“, so die dortigen Fachreferenten. Wer Rückzahlungen erwartet, könnte dann die jährliche Option nehmen. Aber vieles sei noch völlig unklar: „Was ist mit den Zinszahlungen? Was ist mit den Verjährungsfristen? Gibt es dann zwei Bögen, die auszufüllen sind, oder nur noch einen?“

Was sagen Steuerberater? „Vor allem der Steuerverwaltung bringt es einen Vorteil“, so der Münchner Steuerberater Fritz Winkler. „Sei ihnen ja gegönnt, aber die Vorteile für den Steuerzahler sind eher gering.“ Die Belege sammeln und sortieren muss er ja trotzdem, dann eben doppelt. Immerhin: Das Hinterhergerenne hinter irgendwelchen Fristen wird etwas entspannter. Anja Timmermann

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.