"Sternstunden"-Peinlichkeit: Seehofer hat’s nicht so mit Zahlen

Regierungschef kann in den BR-„Sternstunden“ die Spendensumme nicht laut vorlesen und tritt damit unfreiwillig die Nachfolge Edmund Stoibers in Sachen "Versprechern" an.
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Horst Seehofer: "Unternehmen statt unterlassen, anpacken statt nörgeln."
dpa Horst Seehofer: "Unternehmen statt unterlassen, anpacken statt nörgeln."

MÜNCHEN - Regierungschef kann in den BR-„Sternstunden“ die Spendensumme nicht laut vorlesen und tritt damit unfreiwillig die Nachfolge Edmund Stoibers in Sachen "Versprechern" an.

Es ist der Tag der Zahlen. Nach wochenlangem Kleinkrieg hat die Staatsregierung gestern den „Aufbruchs- Haushalt“ beschlossen. Der umfasst fürs kommende Jahr zweiundvierzig Milliarden, sechshundertdreiundsiebzig Millionen und siebenhundertausend Euro. So genau aber will Horst Seehofer das nicht sagen. Im bayerischen Fernsehen hat er sich schon bei einer Millionen-Zahl blamiert – und macht nun seinem Vorgänger Edmund Stoiber und dessen legendärer Transrapidrede im Internet Konkurrenz.

Bei den „Sternstunden“ des BR hatte sich Seehofer immer wieder verhaspelt, als er die Spendensumme3 014 237 vorlesen sollte und schließlich aufgegeben: „Die Zahl heißt Drei-Punkt-Null-Eins-Vier- Punkt-Zwei-Drei-Sieben.“ Seine Frau Karin schaute betroffen. „Es sind auf jeden Fall über drei Millionen“, setzte der Ministerpräsident nach.

„Wir können es besser“, wurde gestern im Finanzministerium gefrotzelt. So durfte Seehofer gestern ganz einfach 42,7 Milliarden Euro für 2011 und 43,1 Milliarden für 2012 verkünden. Und das ohne Schulden. Auch wenn die Zinsen für das Desaster der BayernLB mit satten 659,8 Millionen Euro zu Buche schlagen. „Das ist ein Aufbruchs-Haushalt“, schwärmte Seehofer. „Ein echtes Kraftpaket.“ Bei dem die Beamten Federn lassen müssen mit einer Nullrunde. Andererseits aber eine Milliarde Euro in das Programm „Aufbruch Bayern“ gesteckt wird. Das sitzt tief bei den Staatsdienern. Im Innenministerium, gleich am Eingang, haben sie das neue Plakat von Seehofer aufgehängt, auf dem er für den „Aufbruch“ wirbt und ihm mit einem Magneten eine rote Nase verpasst.

Video: Horst Seehofer und die Zahlen

Für den Ärger seiner Beamten hat er kein Verständnis. Hat er ihnen doch ihre Arbeitszeit verkürzt. „Die sollen sich mal ausrechnen was besser ist“, giftet er. Trotz allem bleibt aber noch was übrig, für eine schöne Weihnachtsfeier fürs ganze Kabinett. Auch wenn die diesmal bescheidener ausfallen soll. Statt wie bisher in der Residenz oder im Prinz-Carl-Palais müssen die Minister und ihre Gattinnen heute weit ins Erdinger Hügelland fahren: Nach Hörgersdorf bei Taufkirchen an der Vils. Dort hat Seehofer in den idyllischen Landgasthof Forster zu Füßen eines kleinen Rokokokircherls geladen. So ganz einfach aber ist der nicht. Im Michelin-Führer hat er ein Besteck. Gockel sind die Spezialität. Das Menü samt Getränke gibt’s für 85 Euro pro Person. In der Staatskanzlei hält man den Termin streng geheim.

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