Steinbrücks siebte Kavallerie

BERN/BERLIN - Mit aggressiver Rhetorik und schrägen Indianer-Vergleichen hat Finanzminister Peer Steinbrück die Schweiz gegen sich aufgebracht. Die Außenministerin in Bern schäumt, ein Abgeordneter fordert schon den Boykott deutscher Autos - aber in Berlin kann man die ganze Aufregung nicht so recht verstehen.
Schwere diplomatische Verstimmungen zwischen der Schweiz und Deutschland: Mit Krawallrhetorik hat Finanzminister Peer Steinbrück das Nachbarland gegen sich aufgebracht. Das Gratis-Blatt „Blick am Abend“ titelte mit Steinbrücks Konterfei und der Zeile „Der hässliche Deutsche“, die Schweizer Außenministerin bestellte den deutschen Botschafter ein, und ein rechter Abgeordneter in Bern rief bereits zum Boykott deutscher Autos auf.
Hintergrund des Eklats: Bereits im Herbst hatte Steinbrück der Schweiz mit der „Peitsche“ gedroht, falls sie im Streit um Steuerflucht und Bankgeheimnis nicht einlenke. Am Rande eines Finanzministertreffens am Wochenende in London legte der Deutsche jetzt nach – obwohl die Schweiz soeben auf internationalen Druck hin ihr Bankgeheimnis gelockert hat: Auf die Frage nach einer schwarzen Liste mit Steuerparadiesen, die international nicht kooperieren, sagte Steinbrück: „Die siebte Kavallerie vor Yuma muss nicht unbedingt ausreiten, die Indianer müssen nur wissen, dass es sie gibt.“
Diese Worte seien „beleidigend und aggressiv“, pampte Außenministerin Calmy-Rey. Und der christdemokratische Abgeordnete Thomas Müller keift: „Steinbrück erinnert mich an jene Generation von Deutschen, die vor sechzig Jahren mit Ledermantel, Stiefel und Armbinde durch die Gassen gegangen sind.“ Steinbrücks Sprecher wies die Vorwürfe zurück: „Mit keiner Silbe, keinem Vergleich hat der Minister sich despektierlich gegenüber der Schweiz und ihren Bürgern verhalten.“ Sein Chef habe nur „ein plastisches Bild benutzt“.
jox