Steinbrück wirbt um die Bayern
MÜNCHEN Christian Ude reckt seinen Kopf über die Namenschilder, ob sie auch richtig stehen. „Sind wir falsch rum?“, fragt Peer Steinbrück besorgt. Dabei scheint für das rote Duo doch bereits alles klar. Als „der nächste Kanzler Deutschlands und nächste Ministerpräsident Bayerns“ ließen sich die beiden am Dienstag im Münchner Presseclub ankündigen. Der Freistaat wird jetzt für die SPD zum Schlüssel der Macht: in München und in Berlin.
Das Ergebnis der Landtagswahl in Bayern am 15. September wird auch Auswirkungen auf die Bundestagswahl am 22. haben. „Es wird mobilisieren oder demobilisieren, je nachdem, wie sie ausgeht“, sagt Steinbrück. Deshalb wolle er auch in seinem Wahlkampf einen ganz „großen Akzent“ auf Bayern legen. „Ich werde alles tun, um Christian Ude zu unterstützen.“ Es gehe um einen „Swing von zwei oder drei Prozentpunkten“.
Dass das in Bayern für den typischen Hamburger Steinbrück nicht so einfach werden wird, weiß er selbst. So witzelt er über seinen Akzent: „Alleine dem ist ja schon zu entnehmen, dass ich nicht aus Oberbayern, Franken oder Schwaben komme.“ Er selbst habe wenig Berührungsängste. Auf dem Gillamoos und beim Schlagabtausch auf dem Politischen Aschermittwoch in Vilshofen habe er sich vor 5000 Zuschauern ja schon bewährt. Aus Münchner Sicht komme er ja auch nicht „ganz vom Polarkreis“.
Dafür aber kanzelt er den politischen Gegner eiskalt ab. Der komme immer weiter auf das Spielfeld der SPD. Der Union wirft er vor, von der SPD abzuschreiben: „Die hecheln hinter uns her.“ Was allein CDU und CSU in den letzten fünf Wochen vorgeschlagen haben, von der Wiedereinführung der Eigenheimzulage bis zur Mütterrente koste 40 Milliarden Euro, rechnet Steinbrück vor. Er ist sicher: „Diejenige Partei kann die Nase vorne haben, die solide Antworten auf diese brennenden sozialen Fragen gibt, ohne etwas zu versprechen, was erkennbar danach nicht gehalten werden kann.“
Schwerpunkt im Bundes- und Landagswahlkampf soll vor allem das Thema bezahlbares Wohnen werden. Da unterscheide sich die SPD von der CSU. Die habe zwar das Thema auch auf ihre Tagesordnung gesetzt, dann aber habe man nichts mehr gehört. „Außer dem Geräusch von ablaufenden Badewasser“, lästert der SPD-Kanzlerkandidat. „Blubb, blubb, blubb, dann war das Thema wieder weg.“ Ende Mai werde die SPD in Hamburg gemeinsam mit Christian Ude einen großen Aktionsplan vorstellen, wie man wieder zu mehr Wohnungsbau und bezahlbareren Mieten komme“, kündigt Steinbrück an.
Ude überhäuft den Kanzlerkandidaten mir Lob. Nach Steinbrücks Amtszeit als Finanzminister sei es nur noch bergab gegangen mit Wohnungsbau und Mieterschutz. Mit dem Einsatz der Bundes-SPD in Bayern ist er zufrieden. Ude: „Die geben sich ja richtig die Klinke in die Hand.“ Steinbrück war zwei Tage auf Bayerntour.